Sport und Bildung – Das Spiel der Könige

23. März 2012, 11:04 Uhr,

Seit tausenden von Jahren weltweit gespielt und bekannt, Schach. Weckt der Begriff Erinnerungen und Leidenschaft? Nein, nun dann lesen Sie und entdecken Sie ein tolles Spiel.


Sport und Bildung – Das Spiel der Könige

Sport kann sehr vielfältig sein. Neben den klassischen und allseits beliebten Ballsportarten und allgemeinen „Massenphänomenen“ wie Radfahren, Schwimmen, wandern usw. gehen manch andere, ruhigere Sportarten fast unter. In der Presse taucht Schach meist nur dann auf, wenn Mensch gegen Maschine antrat. Auch zu Zeiten des Zweikampfes von Anatoli Karpov gegen Garri Kasparov war die Presse vor Ort. Schach scheint weniger publikumswirksam und fast uninteressant für Sponsoren zu sein (Ausnahmen bestätigen zum Glück die Regel). Wie unterhaltsam es aber wirklich ist und wie gut es Sport und Bildung zu verknüpfen vermag, vermittelt uns Peter Naumann.

Warum spiele ich Schach ?

Unzweifelhaft ist Schach ein Spiel, das wirklich faszinierend ist, weil es – obwohl es auf einem arg begrenzten Raum (gerade einmal 64 Felder), nur sechs verschiedenen Spielsteine und Zugrechte sowie eine überschaubare Anzahl von Regeln gibt  – eine fast unbegrenzte Anzahl an Partien ermöglicht und – von Phantasie gespeist – unglaublich vielschichtige Möglichkeiten bietet.

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Schach hilft, gerade im Kinder-  und Jugendbereich, auf spielerische Art das logische Denken zu trainieren und zu fördern. Aber es kann noch viel mehr, denn es zwingt den Spieler immer wieder Entscheidungen zu fällen. Es bringt Ihm bei, mit Emotionen umzugehen, zu kalkulieren, Dinge nicht einseitig zu beurteilen, Vorsicht walten zu lassen, Unüberlegtes zunehmend seltener vorschnell auszuführen. Es bietet einen straffreien Raum um Aggressionen oder andere negative Gefühle abzubauen, und verschafft einem umgekehrt die Chance, Glück, Zufriedenheit oder Freude zu empfinden. Und last but not least, können Phantasie und Intuition entwickelt bzw. geschult werden. 

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Mit 8 Jahren lernte ich von meinem Stiefvater die Grundregeln des Schachspiels.

Ansonsten war in diesem Alter sicher Fußballspielen und mit den Schulkameraden Rumtoben nach dem Unterricht meine Hauptbeschäftigung. Aber immer wenn mein Stiefvater Zeit hatte wurden die Schachfiguren bewegt. Sicher war er ein guter Lehrmeister, denn ich verlor nie das Interesse am Schachspiel.  Ein zwei Jahre älterer Freund aus meiner Straße erzählte mir öfter vom Schachclub „Rotation Ost“. Den Stein endgültig ins Rollen brachte dann meine Mutter. Als Zugführer bei der Reichsbahn, traf sie eines Sonntags  die Kindermannschaft des Clubs „Rotation-Ost“ und Ihren erfahrenen Trainer. Dieser überzeugte meine Mutter, dass ich im Schachclub gut aufgehoben wäre. Ab dem nächsten Dienstag ging ich regelmäßig Schach trainieren, im Kreis von Kindern und Jugendlichen und unter einem wunderbaren Trainer. Sonntags hatten wir meist Punktspiele, als Mannschaft mit 6 Spielern.

Um es vorwegzunehmen, ich wurde von dem Virus „Schach“ befallen und spiele auch heute noch aktiv, mit nicht nachlassender Begeisterung.

Im Laufe meiner 50 Jahre als aktiver Schachspieler war ich Mitglied verschiedener Leipziger Clubs. Durch die Wende und damit verbundener Finanzprobleme, aber auch aufgrund fehlender Nachwuchsarbeit, ist eine Vielzahl an Schachclubs nicht mehr existent. Heute spiele ich beim Paunsdorfer Traditionsverein „SK Fortuna Leipzig“. Aus meiner Kinderzeit bei Rotation Ost sind hier noch 6 treue Sportfreunde vertreten, alle gleichermaßen vom „Virus“ Schach befallen. Wir sind 36 Mitglieder und nehmen mit 4 Mannschaften (á 8 Spieler) an Mannschaftswettkämpfen teil. 

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Neben regelmäßigem Training, was jeden Montag in Paunsdorf stattfindet, nehmen wir die Nachwuchsarbeit sehr ernst. Es gibt viele Beispiele in Leipzig, dass Schachclubs wegen fehlender Nachwuchsarbeit ausgestorben sind. Daher ist es wichtig, Kinder zu fördern. Wir haben drei verdienstvolle Schachpädagogen, die regelmäßig mit den Jüngsten arbeiten. Unser Clubleben wird außerdem durch Teilnahme an Turnieren, ein alljährliches Gartenfest, eigens organisierte Bowlingabende oder Skatturniere bereichert.

Imprivaten Bereich hatte ich mir gewünscht, das mein Sohn ein  guter Schachspieler wird. Ich habe ihn mit 7 Jahren,  nachdem er das aktive Fußballspielen aufgegeben hatte, zum besten Trainer in Leipzig  gebracht. Es begann auch erfolgversprechend, mit Spartakiadesieg und Teilnahme an der Stadtmeisterschaft der 8 -Jährigen.

Doch nach einem Jahr sagte mir der Trainer, mein Sohn hat einen zu großen Bewegungsdrang und wird wohl nie ein Schachspieler werden. Ich hatte begriffen, man kann die Liebe zum Schach nicht erzwingen. Seit dieser Zeit spielt mein Sohn aktiv Tennis und ist glücklich dabei. Ab und zu zieht es Ihn an das Brett und wir „wagen“ eine Freundschaftspartie.

Vielleicht habe ich ja noch eine Chance. Seit meine Enkelin drei Jahre alt wurde, begann ich Ihr das Schachspiel näher zu bringen. Jetzt ist sie 5 und nachdem wir mit Filly´s  oder Rapunzelturm  oder Kaufmannsladen gespielt haben, stellen wir die Schachfiguren auf. Ich bin sehr gespannt, ob und wie sich das Interesse meiner Enkelin weiterentwickelt. 

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Rückblickend auf 5 Jahrzehnte einer aktiven Schachlaufbahn kann ich nur sagen, die Liebe zum Schach ist ungebrochen. Ich weiß nicht, wie viele Partien ich im Laufe dieser langen Zeit verloren habe, aber ich bin immer wieder „aufgestanden“ und habe mich neu motiviert.

Schach ermöglicht es, viele interessante Menschen zu treffen. Ich habe manche lebenslange Freundschaft durch das Schachspielen geschlossen. In der heutigen computer-orientierten Zeit macht es mir mehr Spaß gegen einen echten, menschlichen Gegner zu spielen.

Für mich ist Schach mehr als nur ein Spiel. In meinem ganzen Leben habe ich davon profitiert.

Ich würde mich freuen, wenn ich durch meine Ausführungen bei einigen aufmerksamen Lesern, das Interesse für das Schachspiel geweckt habe.

Peter Naumann

 


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