Lernmethodik – Augmented Reality

19. August 2011, 08:17 Uhr,

Erweiterte Realität, „Augmented Reality“, schafft neue Möglichkeiten sich zu bilden. Erfahren Sie mehr…


Lernmethodik – Augmented Reality

Neue Lernmethoden & ungewöhnliche Wege zur Bildung finde ich immer wieder interessant.
Dabei bietet die moderne Technik heutzutage Möglichkeiten von denen vor einigen Jahren noch nicht einmal Science Fiction Autoren zu Träumen wagten. Mehr und mehr ist nicht die Ausstattung bestimmend, sondern wie kreativ und innovativ der Entwickler selbst ist.

Hardware, Software, Netzwerke, ultraschnelle kabellose Übertragungsstandards usw. sorgen in Kombination für verblüffende Anwendungsmöglichkeiten und übertreffen längst das, was wir uns zur Jahrtausendwende als normal für 2011 erdachten. Gerade Smartphones haben rasante Fortschritte gemacht und bieten in einem Gerät eine enorme Rechenpower, gepaart mit Kameras, GPS, Sensoren für Beschleunigung und Lageausrichtung, Kompass uvm. Erweiterte Realität, die Mischung aus virtuellem und realem Umgebungen, begleitet uns in zunehmendem Maße tagtäglich.

Natürlich sind wir noch weit von Visionen wie Holodecks, kompletten virtuellen Umgebungen, die sich über die reale Umgebung legen entfernt. Noch.

Dennoch kann man bereits jetzt mit Applikationen für iPhone, Android & Co mobil Erstaunliches erleben. So gehe ich jeden Morgen an mehreren Litfasssäulen vorbei, vollgeklebt mit Kinoplakaten. Deren Informationsgehalt ist meist aufs Wesentliche, ein ausdrucksstarkes Foto, 2 – 3 Headlines usw., reduziert. Beim Film „Green Lantern“ geht man im Marketing aber neue Wege. Plakat ist wie gewohnt stylisch und groß. Zusätzlich kann ich aber, als Nutzer einer speziellen App, mit der Kamera meines Smartphones das Plakat fixieren und bekomme automatisch den passenden Trailer zu sehen. Cool.

Anderes Beispiel.
Ich bin im Ausland unterwegs und verstehe recht wenig von der Landessprache. Normalerweise gilt es nun zu radebrechen, vorab zu lernen oder mindestens einen Reisetranslator („altmodisch“ auch wahlweise ein Wörterbuch) dabeizuhaben. Die passende App bietet ganz andere Möglichkeiten. Handykamera fixiert das unverständliche Schild, den nicht verstandenen Zeitungsausschnitt, das Plakat in Landessprache und voilà! im Display meines Mobilphones erscheint die Übersetzung. Nichts Besonderes denkt Ihr? Oh doch, denn nicht allein die Wörter werden übersetzt, sondern auch Farbe, Schriftart, Größe und Anordnung werden übernommen. Real ein spanisches Schild, virtuell (auf dem Display) ein englisches oder deutsches. Faszinierend.

Stellt Euch vor, Ihr macht einen Last Minute Trip. Natürlich seid Ihr nicht auf das kurzentschlossen gewählte Urlaubsziel vorbereitet und kennt Euch dort nicht aus. Was tun?
Auch hier hilft eine App. Wie üblich Handycam auf die Sehenswürdigkeit Eurer Wahl richten, und schon werden Euch Zusatzinfos eingeblendet. Das geht sogar wenn Ihr Euch dabei dreht, d.h. einen Rundumblick genießt. Tolle Sache.

Ähnliche Anwendungen werden in Museen und Ausstellungen getestet. Dabei bekommt Ihr nicht nur Zusatzinformationen zum Objekt, sondern unter Umständen auch zusätzliche Einblicke, „Erweiterungen“ oder sonst nicht sichtbare Elemente zu sehen.

Quelle Wikipedia, Bearbeitung by thk-design,

Eine Burgruine lockt, doch deren Zustand lässt die ursprüngliche Anlage nicht mehr erkennen? Handy gezückt, und wie von Zauberhand „entstehen“ die alten Mauern neu. Ihr seht also mehr als der typische Tourist. In Berlin wird diese Technik gerade für die Berliner Mauer eingesetzt. 20 Jahre Bautätigkeit haben an vielen Stellen jede Erinnerung und Erkennbarkeit des einstigen „antifaschistischen Schutzwalls“ verschwinden lassen. Jetzt können Sie durchs heutige Berlin pilgern und dennoch „Mauerfeeling“ haben.

Diese Dinge per Handy zu erleben ist eine Sache. Damit hört es aber nicht auf. Neustes „Spielzeug“ sind Brillen mit Microdisplays, die jederzeit Zusatzwerte anzeigen, ähnlich einem HUD. Ob Navigation durch fremde Städte, Vitalwerte für Ärzte und Sportler, Spielfilme überall, Tutorials aller Art, die man direkt beim ausführen der Tätigkeit bekommt, Warnhinweise beim Autofahren oder auch virtuelle Werbung, die sonst unsichtbar bleibt, die Einsatzmöglichkeiten sind schier endlos. Gesteuert, bedient wird das Display durch fixieren einzelner Bereiche mit den der Pupille. Die Hände bleiben frei.

Quelle fotolia, Bearbeitung by thk-design,

Die Beispiele könnte man noch ein Weilchen so weiterführen, und würde weitere tolle Gimmicks und Software finden. Da wir uns erst am Beginn des „Augmented Reality – Zeitalters“ befinden stehen uns noch viele Aha-Erlebnisse bevor, ich bin mir sicher.

Bezogen auf Bildung werden die neuen Techniken 2 Tendenzen generieren.

Einerseits und positiv, werden viele mit wachsender Selbstverständlichkeit virtuelle Zusatzinhalte konsumieren und Ihr Wissensreservoir erweitern. E-Learning-Angebote, speziell darauf zugeschnitten werden erscheinen. Schulungen, Kurse, Ausbildungen gänzlich anders strukturiert ermöglicht. Autofahren lernen mit virtuellen Hilfen? Medizinstudenten beim operieren, die durch virtuelle Warnschilder vor Fehlern bewahrt werden? Ärchäologie studieren an (virtuellen) Gebäuden, statt an Ruinen?

Andererseits und negativ, befürchte ich, dass diese Vielzahl an leicht zugänglichen Informationen, genau dann und genau dort, wo ich sie brauche, zu weniger gespeichertem „gemerktem“ Wissen führen. Wozu langwierig Fremdsprachen lernen, wenn ich doch eh alles übersetzt bekomme unterwegs? Warum die Geschichte von Urlaubszielen und Bauten vorab „erlesen“, wo ich doch jederzeit auf Unterstützung auf dem Netz setzen kann? Wozu üben und trainieren, wenn ich doch beim Tun, alles in Echtzeit erklärt bekomme?

Doch was passiert, wenn das Netz mal nicht erreichbar ist, der moderne Mensch „abgeschnitten“ von der virtuellen Welt durch die Reale „irrt“? Werden wir gebildet genug sein, um uns auch ohne Hilfsmittel zurechtzufinden? Werden wir evtl. die Freude daran entdecken, zu entdecken?

Ich bin gespannt auf Ihre Meinungen!


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