Mit Rucksack & Kamera – 3 Tage Elbsandstein – Auftakt

17. Juli 2013, 14:42 Uhr,

Unterwegs im wohl schönsten und felsigsten Wandergebiet Deutschlands, der Sächsischen Schweiz.


Mit Rucksack & Kamera – 3 Tage Elbsandstein – Auftakt

Schlimm wütete das Junihochwasser in unserer Region. Auch mitten in unsrem Lieblingswandergebiet hatte sich die Elbe ausgetobt und viele Radwege, Hotels, Pensionen, Ausflugsziele usw. schwer geschädigt. Zusätzlich zu allen Flutschäden, die es zu beheben galt oder auch noch gibt, fehlten wochenlang Urlauber und somit dringend nötiges Geld in der Kasse. Bei allen reisewilligen, aber vielleicht noch unentschlossenen Touristen, Wanderern und Wochenendausflüglern möchten wir daher mit einer kurzen Artikelreihe die Lust und Vorfreude auf eine Tour durch den Elbsandstein wecken. Und nun viel Spaß mit dem Auftakt.

Unser letztjähriger Tagesausflug hatte uns vor allem eines klar gemacht: 1 Tag ist viel zu kurz, um für unseren Geschmack auch nur annähernd genug wandern und fotografieren zu können. Außerdem hatten wir uns, ausgehend von den tollen Stimmungsbildern des Elbsandsteinbilderblogs, vorgenommen, den Felsen selbst einmal in der Dämmerstunde einen Besuch abzustatten, um die besondere Stimmung zu genießen und aufs Bild zu bannen. So etwas geht natürlich nur, wenn man vor Ort übernachtet. Damit stand fest, unsere erste Tour 2013 würde gleich ein etwas längerer Aufenthalt werden.

Vor rund 2 Monaten war es dann soweit, wir hatten beide 3 Tage frei und machten uns daran eine geeignete Unterkunft zu finden. Dies gestaltete sich um Einiges schwieriger als gedacht. Zwar gibt es wirklich viele Möglichkeiten, wir wollten aber unbedingt eine Ferienwohnung (um uns selbst versorgen zu können), was die Auswahl bereits einschränkte. Dazu kam, dass das Quartier nicht zu weit von den geplanten Wanderstecken entfernt liegen sollte schließlich würden wir in der Dunkelheit unterwegs sein und wollten stundenlange An- und Abmärsche vermeiden.

Lange Zeit schwankte ich zwischen Ostrau (einem Stadtteil von Bad Schandau, ideal um das Schramm- und Affensteingebiet in Angriff zu nehmen) und Thürmsdorf (bei Königstein gelegen und geeignet um Festung, Bärensteine, Rauenstein etc. zu begehen) hin und her. Leider waren in beiden Orten alle verfügbaren Plätze bereits verbucht. Klar, wo es besonders schön ist, kann man nicht 5 vor 12 kommen. Obwohl sonst eine super Anlaufstelle um sich zu informieren, brachte diesmal mein Anruf bei der Touristeninformation (http://bad-schandau.de/) ebenfalls nichts. Statt wild rum zu suchen wandte ich mich an Rico, eben jenen Fotografen, dessen Motivauswahl wir gern nacheifern würden und bekamen einen guten Tipp. Porschdorf, am Lachsbach gelegen, solle gute Unterkünfte und auch Startbedingungen bieten. Ein Blick auf die Karte gab Ihm schnell Recht, denn man kann sowohl Richtung Hohnstein, als auch nach Rathen, zum Lilienstein und nach Bad Schandau selbst kommen. Mehr als ausreichend für die uns zur Verfügung stehende Zeit. Fündig wurden wir schließlich bei Familie Michael (wenn das kein gutes Omen war!) und Ihrer Ferienwohnung am Lachsbach. Obwohl sie die Saisoneröffnung noch gar nicht geplant hatten, ließ sich die Wirtin „erweichen“ und damit stand endlich unser Quartier fest.

Gut ausgerüstet und reichlich bepackt starteten wir am Donnerstagmorgen mit der RB nach Dresden. Die übliche halbe Stunde Umsteigezeit auf dem Hbf. nutzen wir, um uns mit etwas Lektüre einzudecken. Die S1 nahm uns dann entlang der Elbe mit bis nach Bad Schandau. Die gemeinsame Nutzung eines Sachsen-Tickets bietet einem immer wieder die Gelegenheit neue Leute kennenzulernen und so hatten wir während der ganzen Strecke die Freude einer angenehmen Reisebegleitung. Wir unterhielten uns über Leipzig, Kunst, Fotografie, natürlich unsere Reiseziele und so verging die Zeit wie im Fluge. Der letzte große Bahnhof auf sächsischer Seite begrüßte uns starkbewölkt. Wettertechnisch hatte man leichten Regen angekündigt, für alle 3 Tage. Ideal war das nicht, aber von einer Vorhersage lässt man sich nicht entmutigen. Nach Überquerung der Brücke besorgten wir uns die nötige Verpflegung im örtlichen LIDL, was unser Gepäck noch einmal um ein Sixpack Getränke und 2 Einkaufstüten erhöhte.

Nun ging es entlang des Lachsbachs, an Prossen vorbei, durch Rathmannsdorf, bis nach Porschdorf. Wir liefen eine gute halbe Stunde bis zum Haus unserer Gastgeber. Freundlicherweise hatte man alles vorbereitet und durch Kenntnis des Schlüsselverstecks, konnten wir uns unserer Siebensachen entledigen. Zur FeWo werde ich mich im abschließenden Teil ausführlicher äußern, daher hier nur so viel: wir waren mehr als angetan! Schnell wurde unsere Ausrüstung verstaut, sich etwas erfrischt und ein Imbiss eingenommen, dann machten wir uns zur Nachmittagstour bereit. Als erstes Ziel hatten wir uns den Lilienstein auserkoren, auf dem Papier keine große Strecke, für die nebst Kamera etwas zu trinken und eine Jacke reichen sollten.

Keine 100m von der Haustür entfernt wand sich ein schmaler Pfad den Hang empor. Dessen Nutzung sollte uns auf dem Hinweg ersparen erneut an der Straße nach Bad Schandau oder gleichfalls auf Asphalt über Porschdorf und Waltersdorf zu laufen. Kaum hatten wir die Höhe erreicht, als uns auch schon der erste Wanderer, ein älterer Herr über den Weg lief. Sofort kam man ins Gespräch, er erzählte uns von seinem Bungalow und bot uns auch an, ein Stück Weg gemeinsam zurückzulegen. Schnell spürten wir den Unterschied zwischen uns „Fachländern“ und Jemandem, der sich oft durchs Gebirge bewegt, denn unser Wanderkamerad war bestens zu Fuß und kannte jedes Stück (Schleich)weg. Wer so wie wir laufen will, muss den Gründelweg, einen Einschnitt in der Hochebene, queren und damit nach Prossen absteigen. Dank der Empfehlungen konnten wir dafür einen sehr romantischen, engen Hohlweg nutzen, welcher sonst sicher nur von Anwohnern begangen wird.

Mit Prossen hat man wieder Elbniveau erreicht und den leichtesten Teil hinter sich. Ab nun geht es steil hinauf zum Vogelbergberg. Der Aufstieg ist typisch für die Gegend, langgezogen, fast schnurgerade, mit kurzen Absätzen versehen, ein 2 m breiter Weg, stabilisiert mit großen Felsbrocken. Auf diese Art gewinnt man zügig an Höhenmetern und kann ab& an einen Blick weit hinunter ins Elbtal erhaschen. Etliche hundert Meter geht es jetzt auf einem breiten Forstweg durch den Wald, für uns die erfreuliche Gelegenheit, den Puls auf Normalmaß absinken zu lassen. Kurz vor dem Aufstieg trifft man auf die Nationalpark-Jugendbildungsstätte, einen kleinen Gebäudekomplex, ideal gelegen und interessant für Schüler- und Jugendgruppen, um sich eingehender mit der heimischen Flora und Fauna zu beschäftigen.

Kaum liegt das Areal hinter einem, muss man sich entscheiden, welchem Weg man folgen möchte. Wir wählten den Nordaufstieg, welcher weniger steil ist und auf halber Strecke bereits eine tolle Aussicht bietet. An den stark bemoosten Felsen und Bäumen merkt man deutlich, dass die Sonne wohl eher die andere Seite des imposanten Tafelberges im Visier hat. Unter unseren Füßen wechselten sich Holzstufen, sandige Schrägen, Felsplatten, Stiegen, und Treppen ab, ohne richtiges Schuhwerk ist man aufgeschmissen. Das Plateau erreichend, wendeten wir uns nicht zur Gaststätte und dem Obelisken, sondern der Ostseite des Liliensteins zu. Dort wächst auf einer schmalen Felsnase ein krummes kleines Bäumchen, welches wohl eines der häufigsten Fotomotive der ganzen Sächsischen Schweiz ist. Klar, dass wir davon auch unsere eigenen Aufnahmen machen mussten! Der Ausblick vom 415m hohen Gipfel ist wirklich atemberaubend! Man genießt zwar keinen kompletten Rundumblick – schließlich ist der Lilienstein bewaldet – aber alles ab Prossen, über Bad Schandau und Königstein bis nach Thürmsdorf liegt einem zu Füßen. Die Elbe schlängelt sich als glänzendes Band durchs tiefeingeschnittene Tal, in Anblick, welcher im Abendrot mit Sicherheit noch beeindruckender ist. Das diesige Wetter verwehrte uns leider genug Weitsicht, das Gefühl der Freiheit, welches einen erfüllt, wenn man hoch oben über der Elbe sitzt, mit einem Blick die ganze grandiose Szenerie der Tafelberge erfasst, war dennoch da.

Die Kamera kam an dieser Stelle natürlich nicht zur Ruhe und Thomas machte hunderte Nah-, Zoom- und Panoramaaufnahmen. Derweil genoss ich die Ruhe, welche aber mehr dem eher an einen Märztag erinnernden Wetter geschuldet war, denn aufgrund der zentralen Lage, bleibt man auf dem Lilienstein selten allein. Kurz vor 19 Uhr packte uns allmählich der Hunger. Glücklicherweise findet man mit der Felsbaude  hier eine empfehlenswerte Gaststätte vor, die Getränke, Snacks und auch warme Gerichte bereithält. Für diesmal hatten wir uns aber deutlich zu viel Zeit gelassen, denn 19 Uhr schließt nicht nur die Küche, sondern der Betreiber auch sein Lokal ab. Um keinen unnötigen Aufwand zu verursachen, verzichteten wir aufs Essen und unterhielten uns stattdessen mit dem sehr freundlichen Wirt. Er erzählte uns kleine Anekdoten und zeigte uns private Fotos von Sonnenaufgängen, Nebelmeeren, buntem Herbstlaub und einer winterlichen Zauberwelt. Auch wenn wir hungrig weiterzogen, so hatte er uns durch seine offene Art und vor allem die deutlich spürbare Liebe zu „seinem Stein“ begeistert. Leider gibt es nur wenige Menschen für die Arbeit nicht nur Beruf, sondern Berufung ist. Mit dem Versprechen, dieses Jahr noch einmal wieder zu kommen, und dann die Künste seiner Köchin probieren zu können, zogen wir weiter.

Über Gitterbleche, Brücken und Stahlleitern kann man die westlichsten Ausläufer des Liliensteins begehen. Natürlich ließen wir diese Gelegenheit nicht ungenutzt und erklommen jeden Felsgrat. Mittlerweile machte sich die Dämmerung breit, an gute Fotos war kaum noch zu denken und während die Wirtsleute grüßend in die Tiefe und Ihrem Feierabend entgegenstiegen, beschlossen wir noch eine letzte Panoramaaufnahme zu machen. Gegen 20 Uhr steuerten wir den Südabstieg an, welcher August dem Starken zu verdanken ist und seither als steilere, alternative Route genutzt werden kann. Am Fuße trifft man im Wald auf einen Parkplatz an der Liliensteinstraße. Linkerhand erreicht man Halbestadt, einen Ortsteil von Königstein, mit der Möglichkeit der Elbüberquerung mittels Fähre. Unser Rückweg sollte uns jedoch über die Ebenheit, durch Waltersdorf und den Kern von Porschdorf bis „Am Plan“ führen, daher bogen wir nach rechts ab. So spät unterwegs zu sein hat klar Vorteile. Die eh wenig befahrene Straße hatten wir komplett für uns und konnten mittig und entspannt leicht bergab gehen. Man läuft am Waldrand entlang, zwischen Obstbäumen und Feldern hindurch, kann in Kleingärten und Einfamilienhäuser schauen und bekommt sowohl in Walters- als auch Porschdorf noch einmal die Gelegenheit Gaststätten aufzusuchen. Da wir uns wirklich Zeit ließen, gelang es uns konsequent allen Öffnungszeiten auszuweichen. Damit stand fest, Nahrung würde es erst wieder im Quartier geben. Da wir 2 Äpfel/Mann mit Sicherheit bereits vor Stunden „verbrannt“ hatten, freuten wir uns nun auf Dosensuppe und frisch Brötchen. Auch heiß duschen zu können hatte etwas Verlockendes.

Am späten Abend lernten wir noch kurz unsere Gastgeber kennen, welche sich als besonders freundlich& nett herausstellten. Man bot uns an, am nächsten Morgen Brötchen mitzubringen oder gemeinsam mit uns einkaufen zu fahren. Wir hatten aber bereits vorgesorgt und eher zu viel Verpflegung in der Küche untergebracht, lehnten also dankend ab. Gegen Mitternacht löschten wir das Licht und so verbleibe ich für diesen Teil mit folgendem Fazit.

Es lohnt sich immer wieder die Sächsische Schweiz zu besuchen. Klar, das Wetter meinte es weniger gut mir uns, dafür die Menschen umso mehr. Wir hatten rund ein Dutzend Personen getroffen, die alle gleichermaßen aufgeschlossen, höflich und unglaublich hilfsbereit waren. Und so war es nicht nur die Landschaft, welche uns erneut schnell in den Bann zog, sondern auch die Menschen sorgten dafür, dass wir uns sehr angenommen fühlten und freudig Tag 2 der Tour herbeisehnten.


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