Regional unterwegs – 1 Tag, 2 Freunde, 3 Steine

9. Mai 2012, 06:13 Uhr,

Unterwegs im abwechslungsreichsten und schönsten Wandergebiet Sachsens, dem Elbsandsteingebirge. Begleiten Sie einen Tag 2 Freude zu 3 Steinen.


Regional unterwegs – 1 Tag, 2 Freunde, 3 Steine

Über ausgewählte lokale Veranstaltungen informier(t)en wir Sie bereits in Vergangenheit und Zukunft. Auch Reiseberichte gehören mittlerweile zum Berichtsspektrum unseres Blogs. Doch nicht immer lassen es Zeit und Geldbeutel zu, mehrtägige Reisen zu unternehmen. Getreu Goethes Motto: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“, nutzen wir den letzten Apriltag und das phantastische Wetter und machten uns auf in die sächsische Schweiz. Begleiten Sie uns Fels-auf,  Fels-ab in das wohl schönste Wandergebiet Mitteldeutschlands.

 

Die Idee

Die Sonne lacht, alles ist erblüht und es kribbelt in den Füßen die Natur zu durchstreifen. Was macht man also an einem solchen arbeitsfreien Frühlingstag? Richtig, wandern gehen! Allein ist dies selbstverständlich nur halb so schön. Es braucht einen Gleichgesinnten, einen Freund an der Seite. Da wir bisherige Pläne aus verschiedensten Gründen immer wieder verschieben mussten, oder uns Petrus einen Strich durch die Rechnung machte, nahmen wir uns vor, diesmal die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Wir wollten auch mal einen sportlicheren Schritt anschlagen können oder ein wenig kraxeln, ganz ohne ein „Wie weit ist es noch?“ und „Sind wir bald da?“ von evtl. weiblicher Begleitung. 1 Tag, 2 Freunde, gute Laune und die Vorfreude auf ungetrübtes Wandervergnügen…was sollte da schiefgehen?

Das Ziel

Unsere Region hat viele interessante Ausflugsziele zu bieten, die durchaus Tagestour-geeignet sind. Da wir uns vorgenommen hatten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu günstigem Preis und ohne lange Fahrzeiten zum Ziel zu kommen, schieden Regionen wie Thüringer Wald, Harz oder Zittauer Gebirge bereits von vornherein aus.

Stattdessen richteten wir den Blick elbaufwärts, zum Elbsandsteingebirge. Anders als z.B. der Harz oder das Erzgebirge ist das Landschaftsschutzgebiet ein sehr kleines Mittelgebirge von gerade einmal 700km2. Links und rechts der Elbe gelegen (der Name deutete es ja bereits an), erstrecken sich die Schluchten, Wände und Tafelberge von den sächsischen Städten Pirna und Sebnitz bis zur tschechischen Stadt Děčín. In diesem überschaubaren und vor allem, „erwanderbaren“ Radius hat man die Auswahl an einer Vielzahl an markanten Punkten und Routen.

Aus mehreren früheren Zelt- und Familienurlauben weiß ich, wie schnell man sich selbst über- und die Anforderungen des Geländes unterschätzen kann. Also beschlossen wir es langsam anzugehen und uns im Gebiet der Steine auszutoben. Mehr als ein Dutzend Tafelberge und bewaldete Erhebungen stehen linkselbisch zur Auswahl. Zu einem sinnvollen Rundkurs verknüpft würden 3 bis 4 Felsformationen kennen lernen.

Die Anreise

Die günstigste Möglichkeit nach Bad Schandau zu kommen stellt die Deutsche Bahn bereit. Wie viele Leser sicher wissen, kann man an jedem Wochentag mit dem Länderticket innerhalb Mitteldeutschlands ab 9 Uhr bis zum nächsten Tag 3 Uhr mit Nahverkehrszügen unterwegs sein. Umsteigen kein Problem, der Preis unschlagbar. Zu zweit sind 24 € fällig bei bis zu 3 weiteren Personen wird es jeweils noch etwas billiger.

Vom Leipziger Hauptbahnhof kommt man nicht nur in alle Welt, sondern auch schnell nach Dresden. Kurz nach 9 Uhr saßen wir im RE und konnten bereits 90 Minuten später strahlend blauen Himmel über der Landeshauptstadt genießen. Da mein letzter Dresden-besuch schon Jahre zurückliegt, nutzen wir die volle Stunde Aufenthalt für einen kleinen Spaziergang. Über Prager Straße und Seestraße ging es bis zum Altmarkt. Dort herrschte buntes Treiben und Duft von Gebratenem erfüllte die Luft. Wir konnten uns leider nicht lange aufhalten, sondern sammelten nur Eindrücke und machten eine kurzen Foto-Stopp an der Frauenkirche. Dann ging es schnellen Schrittes zurück zum Hbf und in die S-Bahn.

Die S1 pendelt parallel zur Elbe zwischen Meißen und Bad Schandau/ Schöna hin und her. Von der City aus kommt man so unkompliziert und komfortabel zu den schönsten Zielen im Elbtal. Unterwegs kann man kurze Blicke auf Bastei, Lilien- und Königstein werfen. Halb 1, mittlerweile brannte die Sonne doch heftig, erreichten wir endlich unseren Startpunkt, Bad Schandau.

copyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-design

Die Tour

Nach der Ankunft hatten wir das Glück einen 2. Raddampfer der „Weißen Flotte“ zu bestaunen. Die über 100 Jahre alten Schiffe wecken immer wieder Faszination und sind ein Blickfang für Touristen und Einheimische.

Ganz nach Plan (sehr empfehlenswert sind hier die detailgetreuen und natürlich gezeichneten Wanderkarten von Rolf Böhm) folgten wir der Hochstraße über die Bahnschienen und bogen dann rechter Hand auf den Täppigsteig ein. Zwischen Buchen stiegen wir auf Waldwegen den Elbtalhang steil empor bis zur Kleinhennersdorfer Höhe. Sobald wir aus dem Schatten der Bäume hervortraten boten sich uns klasse Blicke auf die Wände der Schrammsteine und die Anhöhen des Kleinhennersdorfer Steins. In der Ferne konnte man sogar noch den Basaltkegel des Rosenberges (619m) erahnen. Frohgemut folgten wir dem Weg zum nahen Dorf. Der Ort ist ziemlich klein, bietet aber für Urlauber und Übernachtungswillige verschiedenste Privatzimmer und Ferienhäuschen an. Außerdem wohnt es sich hier ziemlich idyllisch, mit guten Wander- und Radtour-möglichkeiten. Nach der Hektik und dem Menschentrubel in Dresden trafen wir auf paradiesische Ruhe, nur selten unterbrochen von fernem Hundegebell und dem „Hallo“, wenn wir anderen Wanderern begegneten. Unser Weg folgte dem Waldrand, rechts Kiefern und Nadelduft, links grüßten Kohlborn– und Lasensteine, zu unseren Füßen feiner Sand und Wurzelwerk.  

copyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-design

Sehr schnell verließen wir die freie Fläche und tauchten erneut ein in die Kühle des Waldes. An einer Kreuzung begann der Aufstieg zum Kleinhennersdorfer Stein. Breite flache felsige Stufen führen noch einmal rund 40 Meter aufwärts bis zum Fuß der Felsen. Diese Erhebung fällt vor allem durch die vielen kreuz und quer liegenden Platten und Brocken auf, welche die eigentlichen Sandsteinquader umgeben. Ein wahr gewordener Kinderspielplatztraum. Und natürlich kletterten nicht nur Kinder durch die Spalten und Tunnel, über Kanten und in Höhlen. Bei der Umgebung wird jeder Erwachsene nochmal Kind und erkundet den Sandstein.

Ohne viel Sucherei kann man als erstes die Hampelhöhle besichtigen, eine schnell sehr niedrig werdende Kluft mit 2 Eingängen. Die nahe Eishöhle suchten wir und ein dutzend andere Menschen leider vergeblich. Einsteige und Löcher fand man genug, aber welche davon galt als Höhle? Wie auch immer, nach etwas „Turnerei“ statteten wir der dritten, der Lichterhöhle einen Besuch ab. 3-4 Meter hoch, zieht sich diese bei rund 12 Meter Durchmesser ein gutes Stück in den Berg. Am Eingang finden sich Mauerreste und in der Mitte eine tiefere Grube, welche auf frühe Besiedlung schließen lassen. Auch heutzutage ist dieser Ort ein beliebter Übernachtungsplatz.

copyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-design

copyright by thk-designAuf einen Aufstieg verzichteten wir, stiegen stattdessen ab und legten an der Wegkreuzung eine wohlverdiente Pause mit frischem Brot und Obst ein. Es fiel uns positiv auf, dass sowohl Kletterer als auch normale Wanderer in der Sächsischen Schweiz fast penibel auf Sauberkeit und Ordnung achten. Was für ein angenehmer Unterschied gerade an Rastplätzen, wo man doch sonst oft in Wald und Flur auf Verpackungsreste und Müll trifft.

Angenehm gesättigt erreichten wir in wenigen Minuten den Papststein. Von der östlichen Seite kommend, hatten wir den Vorteil nicht bis zum Suppelsgrund absteigen zu müssen und nach 70 Höhenmetern bereits am Fuß der Felsen zu stehen. Hier kann man den Papststein auf schmalen Trampelpfaden z.T. umrunden oder sich Zugang zu einzelnen Kletterfelsen verschaffen. Uns zog es aber weiter nach oben, nur noch einige Treppen und Stufen und schon standen wir auf dem Plateau. Tolle Ausblicke bieten sich an einem 40 Jahre alten Felssturz weit nach Süden, über Papstdorf bis hinein ins Tschechische. Wie schade, dass wir kein Fernglas oder großes Zoomobjektiv dabei hatten!

Folgt man weiter dem Gipfelweg, gelangt man (nach den unvermeidlichen Treppen) zur Gastwirtschaft auf dem Papststein. Kühle Getränke, leckeres Essen, nette Wirtsleute, dazu die Umgebung – einfach klasse! Direkt hinter dem kleinen Häuschen befindet sich der perfekte Rastplatz wenn man Füße und Seele baumeln lassen will. Diesmal ging der Blick gen Norden, hin zu Lilienstein und Königstein und die Felswände bei Rathen. Beine hoch, sich von der Nachmittagssonne anstrahlen lassen und einfach genießen. Erste Kletterer erfreuten sich am anderen Ende des Papststeins Ihrer Gipfelbesteigung. Thomas ließ seine Nikon heiß laufen, schade nur, dass es langsam diesig wurde.

copyright by thk-designcopyright by thk-designhttp://worldoftanks.eu/de/release_notes/copyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-design

Nach 16 Uhr stiegen wir von 451m, dem höchsten Punkt unserer Tour, rund 100 Meter abwärts. Die mehr als 500 Stufen ließen sich problemlos bewältigen, der Weg ist beleuchtet und gut ausgebaut. Warum wurde uns am „Galgen“ klar, einer Kreuzung von Wanderwegen und Straße, samt dazugehörigem Parkplatz und Gaststättenaushang. Kein Wunder dass wir auch älteres Publikum, in teils sehr bedenklichem Schuhwerk oben antreffen konnten.

Uns verblieben noch knapp 3 Stunden bis zur Rückfahrt. Was also tun? Den Gohrisch schenkten wir uns, da er zwar schön verklüftet und steil ist, die Kletterei also reizvoll,  aber die Aussicht kaum anders sein würde, als eben. Stattdessen beschlossen wir dem Pfaffenstein einen Besuch abzustatten. Vorbei an einem alten Bergwerksstollen (dem Specksteinstollen), welcher aber nicht begehbar ist, folgten wir breiten Waldwegen, die sich immer mal die Richtung ändernd, leicht absenkend nach Süden und Westen schlängelten.

copyright by thk-design

Zwischen den Baumkronen konnte man schon ab& an einen Blick auf die hoch aufragenden Felswände des Pfaffensteins erhaschen. Bereits seit drei Jahrtausenden wurde dieses Gebiet besiedelt und man kann Reste einer alten Wallanlage erkennen. Von Südwesten her beginnt der Aufstieg, nach Durchquerung des Waldes hatten wir dann die Wahl zwischen bequemem und etwas abenteuerlicherem Aufstieg. Natürlich entschieden wir uns für letzteren und wurden auch sogleich mit weiteren Kletterern belohnt. Immer wieder faszinierend, wenn sich diese scheinbar mühelos am steilen Fels emporziehen.

Auf dem Pfaffenstein befindet sich eine weitere Gaststätte und ein steinerner Aussichtsturm, der mehr als ein Jahrhundert auf dem Buckel hat. Für mich erinnert dessen Anblick an Märchen wie Rapunzel, der Stil ist schön „verwunschen“ geraten. Oben angelangt hat man die seltene Gelegenheit einen kompletten Rundumblick zu erhalten, ansonsten versperren einem immer wieder Bäume die Sicht. Der Tafelberg hat neben dem Turm einige weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die Barbarine, der wohl bekannteste Klettergipfel des ganzen Gebirges, ist ein Muss. Auf dem Wilden Pfaffenstein, zwischen Amboss und Keilerturm führt ein schmaler Weg zum Ausguck auf die 43 Meter hohe Felsnadel. Die Barbarine ist bereits seit 37 Jahren für Begehungen gesperrt und wurde mehrfach (sichtbar) saniert, um den Gipfel authentisch zu erhalten. Der „Wilde Pfaffenstein“ fordert die Fitness noch einmal zusätzlich, weil es ständig hoch und runter geht und sehr enge Spalten seitlich durchquert werden müssen.

copyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-design

Mindestens genauso interessant wie es Klettergipfel sind, ist die „Weiße Wand“ und zu deren Füßen die „Klamotte“. Der massive Brocken hinterließ eine senkrecht abfallende Sandsteinklippe. Stellt man sich nah an den Rand, oder wagt es sogar die Beine über den Rand hängen zu lassen, werden schnell die Knie zittrig. Dafür kann man hier wirklich gute Fotos machen, witzige und gefährlich(e) aussehende.

Langsam wurde die Zeit knapp. Nixensee, Opferkessel, Goldschmidthöhle ließen wir unbeachtet und liefen zügig zum nordöstlichen Ende, unserem Abstieg. Dass das Nadelöhr seinen Namen nicht zu Unrecht bekommen hat, zeigte sich schnell beim Überwinden der Steige, Stufen, Leitern. Überholen ist hier nicht möglich und der Weg ins Tal geschieht auf kürzester Strecke mittels 600 Stufen. Unten angekommen waren wir im Interesse von Herz& Kreislauf froh, diesen Weg nicht aufwärts genommen zu haben. Aus dem Wald tretend waren es nur wenige hundert Meter bis nach Paffendorf.

Rückweg & Rückfahrt

Pfaffendorf ist ein hübsches kleines Dorf mit vielen restaurierten Häuschen und jeder Menge Quartieren. Der Weg nach Königstein hinunter war für unsere Kniegelenke ziemlich anstrengend. Es geht permanent bergab, erstaunlich, wie es an manchen Stellen die Anwohner schaffen, Ihre Autos zum Grundstück bugsieren. Nahtlos gehen die beiden Orte ineinander über und man erreicht das Elbtal an der alten Postmeilensäule. Praktischerweise befindet sich auf dem Weg zum Bahnhof eine Eisdiele, deren leckeren Genüssen wir nicht widerstehen konnten. Der Bahnhof liegt gleich um die Ecke, und nach obligatorischem T-Shirtwechsel (den Mitreisenden und allgemeinen Wohlbefinden geschuldet), konnten wir erneut die S-Bahn besteigen.

Die Rückfahrt, mit Zwischenstopp in Dresden, nutzen wir u.a. bereits für die Fotobeschau. 22 Uhr trafen wir nach einen tollen Tag in Leipzig ein.

copyright by thk-design

Um unsere Strecke ein wenig nachvollziehen zu können, hatte Thomas unterwegs die Android-App micoach von Adidas laufen. Damit kann man sich wunderbar zurückgelegte Kilometer, Höhenmeter, den Kalorienverbrauch usw. anzeigen lassen. Blöderweise verbraucht das Ganze a) viel Akkuleistung und b) muss eine GPS-Verbindung gewährleistet sein. Daher sind die Daten dieser Tour nur zum Teil erfasst worden, aber für den Überblick sollte es reichen. Benutzt Ihr eigentlich auch solche Technik unterwegs und beim Sport?

copyright by thk-design

Fazit

Das Elbsandsteingebirge ist jede Reise wert. Ob man entspannen will, die sportliche Herausforderung sucht, oder auf Fotosafari geht, all das und mehr wird einem hier geboten. Hin und zurück kommt man ziemlich zügig und wesentlich günstiger als mit dem Auto. Wenn Ihr also mal wieder an einem Feiertag oder Wochenende nicht wisst, was Ihr machen sollt und Ihr nur etwas Freude an Bewegung und Natur habt, fragt einen Freund, packt den Rucksack und auf in die heimatliche, die sächsische Schweiz! 


Über den Autor