Chance 2015

25. Februar 2015, 12:41 Uhr,

Wir waren für Euch auf der CHANCE und haben eingefangen, was Besucher dort alles erwartet.


Chance 2015

Am 16. und 17. Januar diesen Jahres fand die CHANCE, eine Bildungs- und Jobmesse, in Halle (Saale) statt. Völlig zu Recht kann man diese Veranstaltung als größte ihrer Art in Sachsen-Anhalt und als sehr bedeutend für Mitteldeutschland betrachten. Den Besucher erwarteten prall gefüllte Räumlichkeiten und über 250 Aussteller. Da die CHANCE praktisch vor unserer Haustür über die Bühne ging, lag es nahe, den kurzen Weg nach Halle auf sich zu nehmen, statt den Blick nur auf entferntere Events zu richten. Der Samstag ist seit jeher eher ein Familientag, d.h. Eltern suchen gemeinsam mit ihren Kindern und jungen Erwachsenen gemeinsam nach Bildung und füllen die Hallen. Wir wählten folgerichtig also stattdessen den Freitag aus, um mit den Ausstellern ins Gespräch zu kommen.

Das Messegelände ist nur wenige S-Bahn-Minuten vom Leipziger Hauptbahnhof entfernt und die Schiene eine klare Alternative zur Anreise mit dem PKW. Kurz nach Eröffnung hatten auch wir unser Ziel erreicht und strömten gemeinsam mit vielen anderen Besuchern das Foyer. Lobend muss man bereits ab diesem Punkt die gute Organisation seitens des Ausrichters hervorheben, denn jedem Eintretenden wurde sehr freundlich und kompetent geholfen. Ob Ticket, Garderobe, allgemeine oder spezielle Informationen, stets standen uns und allen Anderen Service-Mitarbeiterinnen zur Seite und halfen weiter.

Langsam füllen sich die HallenNur eines von 3 PodienEinfach coole Werbung, die anspricht.Wie gut, dass es sie gibt: Feuerwehr Halle

Thematisch hatte man sich erneut den Mix aus Berufsorientierung, Qualifizierung, Fachkräftegewinnung, Aus- und Weiterbildung, Studium, sowie Gründerberatung/-forum auf die Fahnen geschrieben. Auch die Präsentationsbereiche und Stände waren entsprechend diesen Hauptthemen angeordnet und belegten das Foyer, sowie die Hallen 1, 2 und 4. Auf 3 Podien wurde eifrig präsentiert und diskutiert und im Gründercafe stellten sich Schülerfirmen vor bzw. wurden Quiz zum Thema durchgeführt. In gewohnter Manier verschafften wir uns zuerst einen Überblick und drehten 2 Runden durch die Gänge, bevor wir ganz konkret die unterschiedlichsten Aussteller ansprachen.

Bernd Blindow Schulen Leipzig 

Farblich wunderbar passend und auch noch mit dem korrespondieren Slogan: „ Deine Chance ist orange.“ versehen, waren die Bernd-Blindow-Schulen aus Leipzig nicht zu übersehen. Da deren Standort auch noch benachbart zu unserem beheimatet ist, lag es nah, hier zuerst das Gespräch zu suchen. Die BBS werden 2016 bereits ein Vierteljahrhundert in der Messestadt beheimatet sein und konzentrieren sich seither vor allem auf medizinische und soziale Berufe. Ergänzt wird das Portfolio um Wirtschaftsrecht, Grafik-Design und BWL. Der höchste hier gebotene Abschluss ist Master/ Ingenieur und auch wenn, wie bei einer privaten Schule üblich, Schulgeld zu entrichten ist, punkten die BBS neben Ihren Maßnahmen mit einem „grünen“ Campus, dem dort gelegenen Wohnheim und tollen Schnupperangeboten für Unentschlossene wie bspw. dem beliebten Probeunterricht und dem Tag der offenen Tür. Mehr dazu gibt’s auf der BBS Webseite.

Anschauliche Technik zum selbst (aus)probieren. Weiß zu begeistern: Rainer Zellmer

Um auf einer gut besetzten Messe aufzufallen, bedarf es ganz besonderer „Hingucker“ oder entsprechend gestaltete Stände. Und davon fand man auf der Chance eine ganze Menge. Die beiden Herren vom Institut der deutschen Wirtschaft aus Köln, waren nicht nur im Bus angereist, sondern hatten diesen auch gleich in der Halle geparkt. Nachdem uns schon der Theaterbus auf der Leipziger Buchmesse begeistert hatte, wollten wir natürlich auch an diesem nicht vorübergehen. Das Innere überraschte mit einer Vielzahl an Modellen, Informationsmaterialien und einer funktionsfähigen CNC-Fräse. Nachdem wir ein Weilchen zum Thema Ausbildung geredet hatten, wurden wir Zeuge, wie gut solch ein Infomobil bei seiner potentiellen Zielgruppe, Schülern und Jugendlichen, funktioniert. Der Berater, ein echtes „Hamburger Original“ verstand es wirklich gut, eine Faszination für Technik und damit die Metall- und Elektroberufe zu wecken. Die eher skeptischen Schüler/-innen blieben nicht nur stehen, sondern erwärmten sich mehr und mehr, bis es fast Gerangel darum gab, wer als Nächste(r) an die CNC-Maschine durfte.

Das ist mal ein Infomobil!

Infomobile dieser Art sind bundesweit unterwegs und jeder der insgesamt 10 Busse absolviert dabei seine eigene Roadshow. Wartezeit für interessierte Schulen: über ein Jahr! Ziel sind Acht- bis Zehntklässler an Schulen aller Art. Vertreten werden 23.000 Firmen, welche stets und mit wachsendem Bedarf nach Nachwuchs Ausschau halten. So lag es nah, nicht darauf zu warten, bis sich die potentiellen Azubis zu den Betrieben aufmachen, sondern selbst dorthin zu fahren, wo man diese bestens abholen, und wie zu sehen war, auch begeistern kann. Wir sammelten noch einige – äußerst gelungene Broschüren und Flyer – ein und verließen mit einem guten Gefühl „Entertainer“ Rainer Zellmer.

Stefan Hildebrandt und Frau Scheuer von der Stücker LandtechnikAusbildung im grünen Bereich! 

Schräg gegenüber erwartete uns ein weiteres nicht zu übersehendes Exponat. Wo mir Eingeweihte sicher Hersteller, Typ und technische Merkmale nennen könnten, war es für mich „nur“ ein Traktor: groß, breit, blitzblank & knallgrün. Der Blickfang gehörte der Stücker Landtechnik, einem mittelständische Unternehmen aus Domnitz in Sachsen-Anhalt. Am Stand trafen wir zu allererst auf die Stücker Landtechnik selbst, bestens vertreten durch 2 junge Mitarbeiter, den Gesellen und bereits ausgebildeten Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik Stefan Hildebrandt, sowie Frau Scheuer, eine der leider nur sehr wenigen weiblichen Azubis in diesem Metier. Auf die Frage, warum man gerade diesen Beruf ergreifen sollte, äußerten sich beide begeistert über ihre anspruchsvolle, abwechslungsreiche Tätigkeit. Man könne richtig anpacken und wirklich Spaß haben. Vom Klischee, Frauen wären dafür nicht stark genug, keine Spur, im Gegenteil, Frauen haben in jedem der insgesamt 14 vom Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. angebotenen und bspw. in den BbS Salzwedel gelehrten Berufen einen guten Stand. Frau Okunowski, Fachreferentin für Bildung und Nachwuchsgewinnung, klärte uns noch über die weiteren Angebote und Möglichkeiten der „Ausbildung im Grünen Bereich“ auf. Landwirt mit Fachhochschulreife? Kein Problem. Interessierten sei der „Tag der Ausbildung“, am 24. April auf der AGRA Leipzig ans Herz gelegt.

 Uwe Möller und Axel Börnert vom GSI SLVMobile Schweißstation zum ausprobierenOb die Schweißnaht sitzt?

Ein reiner Informationsstand wird leicht übersehen. Das dachten sich wohl auch Uwe Möller und Axel Börnert vom GSI SLV Halle und brachten daher nicht nur Broschüren, sondern gleich eine mobile Schweißstation mit. Hier konnte sich jeder Besucher unter Anleitung selbst ausprobieren und versuchen eine saubere Naht zu ziehen, was sich als gar nicht so leicht herausstellte. Die Einrichtung in Halle hat mittlerweile 100 Mitarbeiter, existiert bereits seit 85 Jahren und bildet seither jedes Jahr neue Schweißexperten aus, qualifiziert in Lehrgängen und nimmt Zertifizierungen aller Art ab. Man richtet sich an Lehrlinge, Gesellen und Meister. Es finden Firmenschulungen statt und in der eigenen Forschungs- & Entwicklungsabteilung und Prüflaboren werden Werkstoffprüfungen und Belastungstests durchgeführt. Mit der theoretischen und schweißtechnischen Ausbildung richtet man sich auch bewusst an Studien-, Schul- oder Lehrabbrecher, sowie Quereinsteiger und die Generation 50+, denn genau wie im Handwerk, fehlen auch der Industrie Fachkräfte und Nachwuchs. Dabei arbeitet man eng mit regionalen Firmen und Ämtern zusammen und informiert auf Veranstaltungen wie dieser.

Das Team der Wirtschaftsakademie aus Halle 

Bewegt man sich regelmäßig in der Bildungsbranche, so trifft man natürlich auf bekannte Gesichter und Firmen. Über die Rahn Dittrich Group hatten wir schon des Öfteren geschrieben, und auch auf der CHANCE war die Bildungsgruppe vertreten. In Halle ist der Begriff Rahn vor allem mit der Wirtschaftsakademie verbunden. Neben den vieler- und auch andernorts zu erwerbenden Qualifizierungsmaßnahmen mit IHK Abschluss, widmet man sich vor allem der beruflichen Rehabilitation und der Handicup-Ausbildung. „Abgeholt“ werden genau diejenigen Jugendlichen, welche sonst kaum eine Chance bekommen. Insofern war man absolut auf der richtigen Veranstaltung.

Im Konkreten bedeutet dies, sich neben der beruflichen Qualifizierung auch um die Stabilisierung des sozialen Umfelds, sowie die besonderen Anforderungen der Teilnehmer zu kümmern. Barrierefreiheit, sozialpädagogische Begleitung, individuelle Lernförderung, Psychologische, ärztliche und ergotherapeutische Dienste sind am Ende die Punkte, welche den Unterschied machen und verdeutlichen, dass die Wirtschaftsakademie eben mehr ist, als ein typischer „Durchschnittsbildungsträger“. Jede Einrichtung ist natürlich nur so gut, wie deren Mitarbeiter. Und hier muss man die Pädagogische Leiterin, Frau Görner-Breitbach einfach hervorheben, hörte man doch in unserem Gespräch deutlich Begeisterung & Engagement für Ihren Job, sowie Verständnis und Hingabe für Ihre Schützlinge heraus.

Kristina und Philipp vom Sae Institute aus Leipzig 

Beim Sae Institut „mussten“ wir einfach anhalten. Zum einen belegte dort mein Kollege vor einigen Jahren einen Kurs, zum anderen sind wir stets offen für die Medienbranche. Und wenn man sich nur ein bisschen für diesen Bereich interessiert, ist man hier genau richtig. Allein die Zahlen, 35 Jahre Erfahrung, 54 Standorte, 30.000 Studenten/ Jahr sprechen für sich. In nur 2 Jahren kann man, auch in Leipzig, nicht nur ein SAE Diplom bspw. in den Sparten Engineering, Digital Film, Webdesign, Cross Media Production, Game Art, 3D Animation o.ä., sondern auch den Bachelor of Arts/Science erwerben. Auch weiterführende Masterstudiengänge sind möglich. SAE ist ein privates Unternehmen, es fallen also auch Studiengebühren an. Kann man diese finanzielle Hürde aber nehmen, lernt man unter idealen Bedingungen. Kristina und Philipp, welche uns Rede und Antwort standen, fanden gleich mehrere gute Gründe für ihr Bildungsinstitut. Da wären zum einen die kleinen Lerngruppen, denn statt brechend voller Hörsäle, hat man es in Leipzig mit 7 bis 20 anderen Studenten + Dozent zu tun. Alle Lernenden sind hochmotiviert und es steht stets genügend moderne Technik für alle Studiengänge zur Verfügung. Zudem bestehen Kooperationen zu Firmen im Medienbereich und bereits im Studium erreichen die SAE Anfragen nach ausgebildeten Technikern. Regelmäßig kann man sich am Tag der offenen Tür selbst ein Bild machen, das nächste Mal am 09. Mai 2015.

Werbung hoch gestapeltLisa, Rosmarie und Tobias präsentierten sich und ihren Arbeitgeber ganz ausgezeichnet

Bei der Finsterwalder Transport & Logistik GmbH hatte man sich ebenfalls für einen sehr auffälligen Stand entschieden. Eigentlich belegte die Firma nicht nur eine Menge Stand- sondern vielmehr Wandfläche, denn man hatte hunderte Europlatten aufeinander gestapelt und diese Türme mit Monitoren und Beleuchtung gekrönt. So sah man schon von weitem, wer und was einen an dieser Seite der Halle 1 erwarteten würde. Diesmal unterhielten wir uns ausschließlich mit einer Gruppe Azubis, welche offen und gut informiert über Ihre Ausbildung im Unternehmen und ihre Berufe plauderten. Lisa, Rosmarie und Tobias lobten die guten Bedingungen für Lehrlinge, bspw. die gute Einarbeitung in alle Bereiche, intensive Betreuung und dass man direkt in laufende Projekte eingebunden wird. Azubis können nach Wunsch die Abteilungen wechseln und in ihrer Freizeit auf dem firmeneigenen Kicker spielen. 2011 würdigte die IHK Halle Dessau das vorbildliche Engagement der Firma mit der Auszeichnung „TOP Ausbildungsbetrieb“. Wen die Logistikbranche reizt kann also nichts „falsch“ machen mit den Finsterwaldern.

Schlagfertig und mit einem "dufte" Produkt am Start: die Klemme-Messecrew 

Mit der gleichen Auszeichnung, erworben 2012 und 2014 schmückt man sich selbstbewusst bei der Klemme AG aus Eisleben. Deren Ausstellungsbereich war recht bescheiden, in einem Seitengang gelegen und fast ein wenig eng für die 6 Anwesenden. Der Grund, warum dieser Stand zu den bestbesuchten der ganzen Messe zählte, war ein duftender. Schon während unseres ersten Rundgangs war uns der Geruch frischer Backwaren, genauer gesagt von knusprigen Laugenbretzeln in die Nase gestiegen. Nun hatten wir die Quelle erreicht und während ich mich mit Sarah Schwartze (Industriekauffrau-Azubi) und Matthias Nolte (Betrieblicher Ausbilder) unterhielt, ließ sich mein Kollege eine Köstlichkeit nach der anderen schmecken.

Bis zu diesem Moment war Klemme für mich kein Begriff, erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die AG mit rund 1800 Mitarbeitern, darunter knapp 100 Lehrlingen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region Eisleben ist. In 6 Werken (Nummer 7 ist im Bau) stellt man Tiefkühlbackwaren aller Art her. Eine Aufzählung aller Produkte würde klar den Rahmen des Artikels sprengen, vereinfacht könnte man daher sagen, alles, was man sich an entsprechenden Waren vorstellen kann, wird bei Klemme auch produziert. Insgesamt hat man 28 Produktionslinien etabliert und kann auf Großabnehmer wie die Bundeswehr, Subway, Burger King, sowie ein Großteil der (Auf)Bäckerei-Ketten verweisen.
Die Geschichte der Klemme AG ist eine Erfolgsstory und während die Firma wächst, steigt auch der Bedarf an Auszubildenden als auch Fachkräften. Dabei weiß man seine neuen Kräfte durchaus zu begeistern: Azubitage, Workshops, soziale Lernwoche, tolle Praktika, Fahrtkostenhilfen, vor allem aber die sehr hohe Übernahmegarantie sorgen für zufriedene Mitarbeiter und genau das merkten wir allen Anwesenden auch deutlich an. Zufrieden und mit weiteren Brezeln im Gepäck steuerten wir die letzte Station des Tages an.

Pädadgogen der Dreyhaupt-SchuleStudentinnen der Dreyhaupt-Schule 

Eigentlich wollten wir nur noch eine Abschlussrunde drehen, einige Aufnahmen machen, hören, welche Themen auf den Podien gerade diskutiert wurden. Doch manchmal bleibt man eben doch stehen und erkennt erst auf den 2. Blick den interessante Aussteller. Ebenso ging es uns bei der Dreyhaupt-Schule. Beheimatet im Zentrum von Halle und benannt nach einem stadtbekannten Historiker, steht die Schule mit wechselnden Namen und Ausrichtungen seit über 125 Jahren für Bildung. Heutzutage finden sich unter dem Dach der BbS III eine Berufsfachschule + Fachoberschule mit jeweils 3 Fachrichtungen. Durchgeführt wird auch das Berufsgrundbildungsjahr. Auch wenn man sich hauptsächlich dem Bereich Gestaltung/ Grafik/ Design zuwendet, grenzt man sich ganz klar von Burg Giebichenstein und deren Universitätsanspruch ab. Damit ist nicht nur die Einstiegshürde geringer, wie uns Fachlehrer Thomas Schubert erklärte. 600 Vollzeit- und 1600 Teilzeitschüler zeigen deutlich, dass es absolut richtig ist, sich nicht in direkte Konkurrenz mit der Kunsthochschule zu setzen. Schüler findet man in Zusammenarbeit mit Stadt und Saalekreis, auch Informationsveranstaltungen an Mittel- und Realschulen werden durchgeführt. Interessierte sollten sich zum „Spring Opening“ am 25. März ab 11 Uhr an der BbS III einfinden, wir sind uns sicher, dieser Besuch lohnt sich.

 

Damit ließen wir die erste CHANCE hinter uns. Wer aus Mitteldeutschland stammt und auf Ausbildungs-, Job- oder Qualifizierungssuche ist, sollte dieser Messe eine CHANCE geben. Von uns gibt’s eine klare Empfehlung.


Über den Autor