Sport im Verein – Bornaer SV 91 e.V. – Nachwuchsförderung

25. April 2013, 09:30 Uhr,

Weil beim Bornaer SV nicht nur Fußball und Fankultur im Mittelpunkt stehen, schreibt Sebastian heute über Nachwuchsförderung, Training und das Erwecken von Begeisterung.


Sport im Verein – Bornaer SV 91 e.V. – Nachwuchsförderung

Nachdem wir vor einigen Wochen den Bornaer SV vorgestellt haben, äußert sich Sebastian diesmal zum Thema Nachwuchsförderung und Jugendtraining in seinem Verein. Welche Erfahrungen habt Ihr damit und wie handhabt Ihr es selbst, so Ihr im Verein aktiv seid oder wisst, wie es dort abläuft.


Kleine Kicker ganz groß – Nachwuchsausbildung von G bis D

Wichtigste Punkte, neben dem Vereinsleben an sich, sind nach unserer Meinung die Ausbildung und Förderung von Nachwuchssportlern. Dabei beziehen wir uns keineswegs immer nur auf das Fußballspielen. Gerade in den unteren Altersklassen (G- und F- Jugend) ist es wichtig, die Kids ganzheitlich und Sportart-unabhängig auszubilden und zu fördern. Trainingsinhalte sind hier insbesondere das Sammeln von verschiedensten Bewegungserfahrungen (Laufen, Rennen, Springen, Werfen, Fangen, Schießen) und die Entwicklung koordinativer Fähigkeiten (mit/ohne Ball oder diversen Gegenständen) in verschiedenen Spielformen und kleinen Gruppen. Im Vordergrund stehen Spaß + Freude an der Bewegung und dem Sporttreiben selbst, denn nur so kann man Kinder zu lebenslangem Sporttreiben motivieren. Trainiert wird vor allem spielerisch nach dem Motto „Tore erzielen, Tore verhindern“. Wir sehen es als unsere Pflicht an, unsere Trainer immer wieder auf diese Schwerpunkte aufmerksam zu machen und dahingehend intern + extern zu schulen und qualifizieren, um eine bestmögliche Grundlagenausbildung zu gewährleisten. Vervollständigt wird diese in der F- Jugend mit dem Erlernen der ersten fußballspezifischen Grundtechniken wie Dribbeln, Schießen und Passen. In dieser Ausbildungsphase wird vor allem auf Kondition und Schnelligkeit (Reaktions- und Antrittsschnelligkeit) gesetzt.

Im weiteren Verlauf der Ausbildung unserer jungen Kicker durchlaufen diese die Altersklassen der  E- und D- Jugend. Schwerpunkt liegt hier insbesondere auf der Festigung der Grundtechniken des Fußballspielens wie Passen, Schießen, Dribbeln und Fintieren. Auch taktische Handlungen werden erstmals ins Training aufgenommen. Nichtsdestotrotz soll natürlich eine weitere ganzheitliche, körperliche Ausbildung nicht vernachlässigt und die Gesamtkoordination auch bei anderen (fußballunabhängigen) Bewegungen und Handlungen der Kinder verbessert werden. Wir schließen uns hier dem grundlegenden Prinzip des Deutschen Fußballbundes „Spielen und Üben“ an. Dementsprechend wird zu den verschiedenen Schwerpunkten in kleinen Gruppen gespielt und geübt, um eine möglichst hohe Wiederholungszahl und somit schnelle Erlernung und Entwicklung gewährleisten zu können. In der Altersklasse der D- Junioren und Juniorinnen sollen dann zielgerichtet die Techniken des Fußballspielens sowie die wichtigsten taktischen Handlungen gefestigt werden. Hier heißt es üben, üben, üben und Technik, Technik, Technik. Weil das Alter der D- Junioren nicht umsonst auch als „Goldenes Lernalter“ bezeichnet wird, sollte jeder Trainer diese Zeit intensiv zur Technik- und Koordinationsschulung nutzen. Im Mittelpunkt der konditionellen Ausbildung steht weiterhin die Schulung der Schnelligkeit (Reaktions- und Handlungsschnelligkeit).


Wie kleine Spieler zu Persönlichkeiten reifen – Ausbildung von C bis U23

C- Jugend, das bedeutet erstmals Großfeld + beginnende Pubertät = eine riesen Umstellung.

Doch auf Grund unserer sehr guten Arbeit im Kleinfeldbereich, sowohl in den technischen als auch taktischen Ausbildungsschwerpunkten, ist die Umstellung für unsere Kicker vom kleinen auf das große Feld kein Problem! (Noch mehr begünstigt dank der neuen Spielfeldgröße des verkürzten Großfeldes und des Spiels neun gegen neun.) Auch die beginnende Pubertät und die damit einhergehenden individuellen und gruppenbezogenen Prozesse und Veränderungen unserer Spieler werden durch die qualifizierten Trainer erkannt und sorgsam Stärken aus- bzw. Schwächen abgebaut. In diesem Altersbereich konzentrieren wir uns auf technisch – taktische Grundelemente des „großen Spiels“. Hoher Wert wird auf das Verständnis für gruppentaktischer Verhaltensweisen in Angriff, Mittelfeld und Abwehr gelegt sowie das Erlernen einfacher und positionsbezogener Spielsysteme ins regelmäßige Training aufgenommen. Positionsbezogen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass jeder Spieler aufgrund seiner physischen sowie psychischen, technischen, taktischen, aber auch charakterlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten ein gewisser „Spielertyp“ wird. Ein Spieler ist z.B. eher groß und eher im Defensivbereich stark, ein anderer  klein, wendig, dribbelstark und in der Offensive gut. Diese „Spielerdaten“ erkennen die Trainer und setzen die Spieler passend dazu im Spielsystem ein. Es ergeben sich erste Abhängigkeiten der Spieler in Bezug auf die Position im Spielsystem und ihre „Stellenanforderungen“. Nichtsdestotrotz werden die Spieler auf verschiedenen Positionen eingesetzt, nur eben mit einer ersten Spezialisierung und „nur“ noch auf zwei oder drei verschiedene Positionen. Aber auch die individuelle und kreative Förderung der einzelnen Spieler, vor allem mit dem Ball, wird intensiv vorangetrieben und verfeinert. Gruppendynamik, Zusammenhalt und Teamgeist spielen entscheidene Rollen. Die Persönlichkeitsentwicklung der einzelnen Spieler wird durch die Trainer und Übungsleiter in „die richtigen Bahnen“ gelenkt. Im Altersbereich der C- Jugend beginnt die gezielte konditionelle Ausbildung im Ausdauerbereich.

Es wird langsam heiß. In den Altersklassen der B- und A-Jugend sollen die in der langjährigen Ausbildung erlernten individual- und gruppentaktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten nun mannschaftstaktisch gefestigt und spezialisiert werden. Insbesondere wird am Zusammenspiel der einzelnen Mannschaftsteile gearbeitet und eine homogene Einheit, ein Team, geformt. In der Altersklasse der B- Junioren werden weitere Spielsysteme erlernt + gefestigt, man trainiert zunehmend positionsbezogen. Die einzelnen „Spielertypen“ kristallisieren sich endgültig heraus und jeder Spieler nimmt eine gewisse Rolle je nach seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Spielsystem ein. Sehr wichtig ist hier die Einhaltung der taktischen Vorgaben der Trainer in Bezug auf das Spielsystem und das Verinnerlichen der einzelnen Positionsaufgaben. Weiterhin gewinnt die Ausbildung im konditionellen Bereich, insbesondere im Kraft- und Ausdauerbereich an Bedeutung. Mit dem Eintritt in die Altersklasse der A- Jugend wird dann nur noch mit den Systemen gespielt werden, die auch die 1. Männermannschaft und die U23- Ausbildungsmannschaft nutzen. Die Vorgaben, auch für die U23, machen hier die Trainer der 1. Männermannschaft. Kern dieses Konzeptes ist die schnelle und reibungslose Integration von jungen Spielern in die U23 bzw. in die 1. Männermannschaft. Je besser ein junger Spieler die Aufgaben und Positionen unseres Herrenspielsystems kennt, umso einfacher wird für ihn der Übergang vom Nachwuchs- in den Herrenbereich sein. Trainer können „sofort“ auf die jungen Spieler zugreifen und diese schnell in ihrem System einsetzen. Das Training wird immer detaillierter gestaltet. Schwerpunkte sind hier vor allem das „Einschleifen“ der  Mannschaftstaktik in Offensive und Defensive und die variable Anwendung der erlernten Fähigkeiten und Fertigkeiten. Weiterhin erfolgt eine wettkampforientierte Entwicklung der konditionellen Fähigkeiten (Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer und deren Mischformen).


Fußballausbildung, ist das alles? – Rekruitierung und Motivation

Neben den einzelnen Inhalten der Ausbildung und dem allgemeinen Vereinsleben ist die „Rekrutierung“, sagen wir lieber Begeisterung der kleinen und großen Kicker, auch von außerhalb ein zentraler Punkt der Nachwuchsförderung. Wie gewinnen wir unsere Mitglieder? Einerseits profitieren wir natürlich von der Tatsache, dass wir Fußball spielen. So profan diese Aussage jetzt auch klingen mag, Fußball ist und bleibt der beliebteste Sport auf der Welt und das ist auch in Borna so. Wir haben jedes Jahr Neuzugänge in allen Altersklassen aus Borna selbst oder von anderen Vereinen. Natürlich sind wir auch bestrebt, talentierte Spieler anderer Vereine für uns gewinnen zu können. Aber neben dem Interesse der kleinen Kicker selbst gilt es verständlicherweise auch die Eltern für uns zu gewinnen.  Annehmbare Trainingszeiten, gute Trainer, eine gelungene Organisation und Betreuung abseits des Platzes, ständige Ansprechbarkeit der Trainer und ein offenes Ohr für Probleme + mögliche Lösungsmöglichkeiten sind die Kernpunkte unserer Vereinsstrategie.

Dass das nicht immer hundertprozentig gelingt sollte dabei jedem klar sein, doch die Bemühungen und Anstrengungen des gesamten Funktionärs- und Trainerstabes sollen diese Punkte aufgreifen und zur Zufriedenheit der Mitglieder und Eltern erfüllen. Wir wollen mittel- und langfristig versuchen, diese Zufriedenheit noch durch verschiedene „Zusatzleistungen“ wie einen Fahrdienst oder Hausaufgabenbetreuung zu steigern und attraktiv für Kinder und Eltern aus der Umgebung von Borna, selbstverständlich auch aus Borna, zu sein und zu bleiben. Dazu gehören natürlich auch einheitliche Mannschaftsbekleidung, optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen und gute Materialien. Mannschafts- und Vereinsfeiern, aber auch Teamausflüge, gemeinsame Grillabende oder andere gemeinsame Aktivitäten waren, sind und bleiben eine Säule des Vereinslebens. 

Ein weiterer Punkt der Mitgliedergewinnung im Nachwuchsbereich stellt der Ausbau der schulischen Aktivitäten unseres Vereins dar. Wie in meinem ersten Artikel beschrieben, haben wir schon verschiedene Sport AGs in Borna und wollen diese in den kommenden Jahren natürlich auf Schulen und Kindertagesstätten ausweiten. Insbesondere ganz junge Kicker sollen über Fußball AGs in Schulen und anderen Einrichtungen zum Fußballspielen bewegt werden. Letztlich wollen wir natürlich auch Veranstaltungen des allgemeinen Sportlebens in Borna, wie den Tag der Sportvereine, das LVZ – Pressefest oder den Tag der Gesundheit von RegioTV mit verschiedenen Angeboten wie Street Soccer, Jonglier- und Dribbelwettbewerben, Torwandschießen und vielem mehr nutzen, um neue Kicker gewinnen zu können. An der Kooperation mit anderen Sportvereinen, auch außerhalb des Rasenballsports ist angedacht und teils bereits in der Entwicklung, um Erfahrungen auszutauschen oder gemeinsame Projekte initiieren zu können. Wenn also einer der Leser Interesse an einer Zusammenarbeit hat, stehe ich gern zum Gespräch bereit.

Euer Sebastian Pscherer


Über den Autor