Eric Babak der Mann fürs Ohr

21. August 2013, 11:38 Uhr,

In Leipzig gibt es Panoramakunst aus dem 21. Jahrhundert zu bestaunen. Wir sprachen mit Musikproduzent und Klangspezialist Eric Babak, dessen Kompositionen entscheidend zum Gesamterlebnis beitragen.


Eric Babak der Mann fürs Ohr

Was hat Komponieren mit dem Panoramakunstwerk „1813 – In den Wirren der Völkerschlacht“ von Yadegar Asisi, welches das weltgrößte Rundbild zum Thema Völkerschlacht darstellt, und im Leipziger Panometer bestaunen werden kann, zu tun? Hinter den imposanten 3500 Quadratmetern steckt eine gewaltige Menge Arbeit eines Spitzenteams. Der international renommierte Musikproduzent Eric Babak gehört dazu. Er hat die Klangwolken, welche Szenen atmosphärisch unterstützen, beigesteuert. Ein Blick hinter die Kulissen.

Erik Babak und Yadegar Asisi arbeiten seit zehn Jahren zusammen

Der 40-jährige Eric Babak ist in Brüssel geboren und wurde Kindesbeinen an musikalisch geschult. Schon mit fünf Jahren saß er am Klavier. In der Spätpubertät ging es dann sehr schnell, im zarten Alter von 19 Jahren konnte er bereits einen weltweiten Autorenvertrag mit dem amerikanischen Musikverlag „Warner/Chappell“ abschließen, welcher auch heute noch seine Gültigkeit besitzt. Babak arbeitet zudem für SAT 1, ProSieben, Arte, ZDF, Walt Disney und N24. Die Liste ließe sich schier endlos fortsetzen. 2014 kommt die Präsentationsmusik für die Olympischen Winterspiele in Sotschi (Russland) hinzu. Die Zusammenarbeit mit dem Panoramakünstler Yadegar Asisi begann vor zehn Jahren. Babak blickt zurück: „Ich hatte damals selbst vor ein neue Art Projekt anzugehen. Yadegar arbeitete gerade an seinem ersten Panorama „8848 Mount Everest“. Nach ein paar Begegnungen merkte ich, das ist es und sehr schnell saß ich als Verantwortlicher am Soundtrack.“ Seitdem begleitet Babak alle Asisi-Produktionen. Neben der Komposition ist er für das komplette Sound-Design verantwortlich. Die Nachkriegswirren von 1813 werden akustisch vom Amadeus Chor aus Neuendettelsau bei Nürnberg unterstützt.

[audio:Krieg Athmo 01.mp3]

Der Text kommt von Heinrich Heine (In der Fremde) und passt zur Absicht, die Schlacht aus dem Blickwinkel der Beteiligten zu zeigen. Bald sollen Gespräche mit einem großen Leipziger Chor folgen.

Ein Hauptthema zieht sich durch jeden Soundtrack

Asisi selbst will die Panoramakunst nachhaltig im 21. Jahrhundert etablieren und gebraucht dafür alle Arten moderner technischer Hilfsmittel. Und freilich auch die entsprechenden Orte: „Baut mir die Kinos, dann bringe ich Euch die Filme.“ Entsprechend ambitioniert arbeitet auch der Mann fürs Ohr. Eric Babak ist von Anfang an in den Entstehungsprozess eingebunden: „Wir erstellen immer einen Zeitplan, eine Art Drehbuch, wo wir die Szenen oder die Geschichte festlegen. In dieser Struktur habe ich dann freie Hand. So simulieren wir beispielsweise immer einen Tagesablauf. Ein Hauptthema zieht sich durch jeden Soundtrack, eine Melodie wird immer wieder in verschiedenen Stimmungen arrangiert.“ Dem optisch Erhabenen fügt Babak den entsprechenden Klang hinzu: „Es gibt Szenen, die direkt vertont werden. Sie erklingen nur an speziellen Positionen im Bild. Fliegen die Krähen von links nach rechts, flieht Napoleon über die Felder, erklingt die Siegesfeier in der Stadt oder sieht man eine friedliche Morgenstimmung, dann spiegelt sich das auch im Ton wieder.

[audio: In der Fremde Verse 3 nur Chor.mp3]

Man hört diesen aber nur, wenn man die entsprechende Position auf dem 15 Meter hohen Aussichtsturm eingenommen hat.“

Höhere räumliche Auflösung als die besten Kinos der Welt

Eric Babak erläutert: „Der fertige Soundtrack hatte im Falle der Völkerschlacht mehr als 500 Tonspuren. Eine Tonspur ist beispielsweise einer der singenden Soldaten in der Nacht, eine Krähe oder ein Pferd. Wir haben zahlreiche Lautsprecher hinter dem Bild installiert, die alle direkt angesteuert werden können. Damit habe ich bei der Mischung eine höhere räumliche Auflösung als die besten Kinos der Welt.“ Einzelne Boxen werden nicht mehr gehört, der Besucher befindet sich in einer Klangwolke.
Ab Mitte September wird es den Soundtrack auf CD geben. Das Gemälde, eine Collage aus Fotografien, Zeichnungen und Malerei, hat auch den Akustik-Experten eingearbeitet. Babak steht der Stolz auf das Gesamtwerk ins Gesicht geschrieben: „Ich stehe mit Noten in der Hand ganz unten neben der Thomaskirche und zeige nach oben auf den zerstörten Turm.“ Schauen und Hören. Diese Symbiose kann man bis Ende 2014 nirgends gelungener erfahren als im Panometer Leipzig.

Die Ausstellung

„Leipzig 1813 – In den Wirren der Völkerschlacht“ wird im Panometer Leipzig (Richard-Lehmann-Straße 114) seit dem 03. August gezeigt. Für den Besuch sollte man mindestens eine Stunde einplanen. Neben dem eigentlichen Panorama gibt es viele Ausstellungsstücke, Originaldokumente, Schautafeln und Klanginstallationen zu bewundern. Wie bereits von den vorherigen Ausstelungen gewohnt, erfährt man auch diesmal per Video eine Menge über die Idee und den Entstehungsprozess. Wer möchte kann an einer Führung teilnehmen, oder erkundet auf eigenen Faust den Komplex.


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