198. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig

2. November 2011, 15:48 Uhr,

Jedes Jahr ein fester Termin für Geschichts- und Kulturfreunde aus Nah und Fern: die Veranstaltungen zur Völkerschlacht im Oktober. Wie es war, lesen Sie bei uns.


198. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig

Leipzig ist und war stets Mittelpunkt wichtiger historischer Ereignisse. Am bekanntesten dürfte, vor allem der jüngeren Generation, der Herbst 1989 und dessen Massendemonstrationen sein. Die unblutigen Kundgebungen und Unmutsbekundungen führten bekanntlich zum Untergang der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands.


Doch auch bereits vor knapp 2 Jahrhunderten lieferte Leipzig den Schauplatz für umwälzende Entwicklungen. 1813, genauer gesagt in der Zeit vom 16.-19. Oktober lieferten sich in der Messestadt und den angrenzenden Gemeinden die Armeen des französischen Kaisers, Napoleon Bonaparts und der Verbündeten blutige Schlachten. Mehr als 600.000 Soldaten fochten verbissen um die Kontrolle einzelner Gehöfte, Straßenzüge, Hügel und Brücken. Die sich täglich verstärkenden Linien der Österreicher, Preussen, Russen und Schweden drängten die französischen Korps zurück. Auf engem Raum, ohne Verstärkungen und reelle Chance auf den Sieg, entschloss sich Napoleon am Morgen des 19. Oktober die Schlacht abzubrechen. Der schlecht geplante Rückzug Richtung Westen, größtenteils über die Elsterbrücke, geriet nach deren Sprengung zur Katastrophe. Viele Verteidiger starben in den sumpfigen Niederungen der Pleisse oder wurden gefangengenommen. Die Niederlage des Korsen beendete auch gleichzeitig dessen Herrschaft über Zentraleuropa und führte nur wenige Wochen später zu seiner Abdankung.

Aufgrund der Bedeutung der Völkerschlacht und auch deren verlustreichen Verlauf (jeder 6. Beteiligte ließ sein Leben) wurden Vereine zur Erinnerung und Bewahrung des Gedenkens gegründet. Der Erhalt von dutzenden Gedenksteinen und einigen kleinen Museen, sowie regelmäßige Veranstaltungen gründen sich auf der sehr aktiven, oftmals unentgeltlichen und freiwilligen Arbeit der Vereinsmitglieder. 1913 schließlich wurde mit dem Völkerschlachtdenkmal eine architektonische Meisterleistung und ein beeindruckendes Mahnmal zugleich erschaffen, dessen 91m hohe Sandsteinfassade seither das südliche Stadtbild Leipzigs prägt.

copyright by thk-design

Traditionell werden seit vielen Jahren an einem Wochenende im Oktober die damaligen Ereignisse vor allen durch Biwaks und Schlachtdarstellungen nacherlebbar. Auch 2011 gestalteten Traditionsvereine und historisch Interessierte, aus 8 europäischen Staaten, zwischen dem 21. und 23. 10. auf dem agra-Gelände ein buntes Spektakel. An den Torhäusern Dölitz und Markkleeberg widmete man sich dem Lagerleben. Neben zahlreichen Zelten und Lagerfeuern, trafen Besucher auf Marketenderinnen und Handwerker. Köstlichkeiten nach historischen Rezepten, wie der „Napoleonkuchen“ fanden schnell viele Anhänger.

copyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-design

Wieder einmal brachten sich die Liebertwolkwitzer ganz besonders stark in die Feierlichkeiten ein. Das Zentrum der Kleinstadt, damals ein Eckpfeiler der Kämpfe, verwandelte sich für 3 Tage in „Ein Dorf im Jahre 1813“. Alte Gewerke, alltägliches Leben, musizieren, tanzen, feiern, arbeiten usw. bestimmten Tag und Abend. Nachts liefen Uniformierte Nachtwachen Streife. In am Markt angrenzenden Gebäuden und einem weiteren Biwak trugen einquartierte Infanterie und Kavallerie Ihren Teil zum Ambiente bei.

copyright by thk-designcopyright by thk-design

Am interessantesten gestaltete sich natürlich die Schlachtvorführung selbst. Für rund 90 Minuten stritten die „verfeindeten“ Streitkräfte erneut mit Waffengewalt um den Sieg. Die 900 in historische Uniformen gewandeten Freizeitkrieger und Nonkombattanten wurden unterstützt durch 2 dutzend Kanonen und Mörser, sowie eine Handvoll Berittene. Geleitet von Ihren jeweiligen Generälen führten die Beteiligten Angriffs- und Rückzugsmanöver aus, rannten, feuerten, fielen. Schnell legten sich dichte Rauchschwaden über das Schlachtfeld und intensiver Pulvergestank erfüllte die Luft. Gebrüllte Befehle und Waffengeklirr wurde nur übertönt von den – für viele unerwartet – heftigen Kanonenschlägen und dröhnendem Geschützdonner.

copyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-designcopyright by thk-design

Das Gefecht endete historisch korrekt mit dem französischen Eingeständnis der Niederlage und Napoleons „Flucht“. Es ist immer wieder beachtlich, mit welcher Akribie die Darsteller versuchen, optisch und teilweise auch von Verhalten und Sprachgebrauch her, so nah wie möglich am historischen Original zu sein. Den 4000 Besuchern scheint es mindestens zu gut wie uns gefallen zu haben, wir bekamen auf jeden Fall nur positives Feedback zu hören.

Mit 2013 steht das 200jährige Jubiläum vor der Tür. Ich bin mir sicher, dass man dafür schon eine ganze Weile plant & organisiert und die zu erwartenden Aktivitäten noch weit über alles aus diesem Jahr hinausgehen werden. Insgesamt sollen sich die Veranstaltungen über mindestens 1 Woche hinziehen und zehntausende von Besuchern anlocken.

Wer nach diesem Beitrag Lust bekommen hat, mehr zu erfahren oder selbst auf den Spuren der damaligen Zeit zu wandern, kann das gute Herbstwetter zu Ausflügen an die Schauplätze nutzen oder bei Regenwetter Dioramen und Museen zu Rate ziehen. Wir wünschen dabei viel Vergnügen!


Über den Autor