DotCom Boom 2.0 ?

3. Juni 2011, 08:30 Uhr,

Börsengang von Web 2.0 Unternehmen, erfolgreicher Trend oder „One-Hit-Wonder“? Hier ist unsere Meinung dazu.


2 Meldungen der letzten Tage ließen aufhorchen:

Am 19.Mai ging LinkedIn, eines der größten, meist beruflich genutzten Netzwerke an die Börse.

Schon Tage vorher diskutierten Experten über die Erfolgschancen und spekulierten über Marktwertgewinn oder –verlust nach dem Börsengang.

Allen Skeptikern zum Trotz übertraf bereits der erste Tag alle Erwartungen und katapultierte das Unternehmen in ungeahnte Höhen. Der fulminante Start verdoppelte den Firmenwert problemlos  auf rund 10 Milliarden  $ und ließ LinkedIn an etablierten Firmen wie der Lufthansa vorbeiziehen.

Klar  gesprochen scheint eine „einfache Datenbank“ mehr wert zu sein, als eine global agierende „Airline „mit 120.000 Mitarbeitern und hunderten Flugzeugen?

Das ist insofern erstaunlich, als dass 2010 zwar aus rund 240 Millionen $ Umsatz 15 Millionen $ Gewinn geholt werden konnten, ein derart expotentieller Zuwachs aber keine wirkliche wirtschaftliche Grundlage aufweist.

Sicher ist LinkedIn kein kleiner Fisch auf dem Markt der business networks, und steigende Mitgliederzahlen sprechen für einen wachsenden Anteil, dennoch beruht Handelswert vor allem auf Spekulation und dem Glauben an einen DotCom Boom 2.0.

Am 24.Mai wiederholte Yandex, ein russischer Suchmaschinenanbieter, den Coup von LinkedIn.

Die Ausgabe von rund 50 Millionen Aktien spielte mehr als 1 Milliarde $ in die Kassen der Firma.

Die gelungenen Börsenstarts lassen potentielle Anleger ungeduldig zu den ganz Großen der Internetbranche facebook und Twitter schauen.  Gerade vom dominierenden Social Media Anbieter facebook, welcher aktuell als meist genutzte und populärste Plattform weltweit eingeschätzt wird, können nicht zu Unrecht, noch ganz andere Zugewinne und Wertsteigerungen erwartet werden.

Doch neben all den schillernden fast unglaublichen Erfolgsgeschichten vergisst man leicht, dass auf einen erfolgreichen 100 scheiternde Geschäftsmänner kommen. Einst bekannte Portale im selben Umfeld, ambitioniert und mit großem Tamtam gestartet, unterstützt von IT- Unternehmensgruppen wie Microsoft oder Google, gingen eben so schnell wie sie kamen. Heutzutage nutzt oder kennt kaum noch Jemand MySpace, Lokalisten, Stayfriends, Orkut oder Buzz. Auch andere Börsengänge, wie die der Deutschen Telekom scheiterten spektakulär, und tausende Privatanleger sahen sich um Ihr sich investiertes  Geld betrogen.

Der Markt reguliert sich selbst und eine geringe Anzahl an Communitys und „All in One“ -Plattformen wird wohl die nächsten Jahre das Web 2.0 bestimmen.

Doch nichts ist so schnelllebig, so wechselhaft und unbeständig, wie das Internet.

Trends kommen und gehen, und Stars von heute sind oft die Vergessenen von Morgen.

Es ist gerade einmal 11 Jahre her, dass die erste DotCom -Blase platzte. Und auch damals glaubten Experten und involvierte Firmen an einen unaufhaltsamen Aufwärtstrend. Nichts schien zu hoch gegriffen, DIE Branche der Zukunft gefunden. Sie irrten.

Daher verlassen Sie sich nicht auf Meinungsmacher und Modeerscheinungen.

Ein klarer Kopf und die nötige Bildung um mitreden zu können, erscheint mir als eine der besten Investitionen in die Zukunft.


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