Doping im Leistungssport – Gibt es Alternativen?

14. August 2014, 12:48 Uhr,

Doping ist im Leistungssport allgegenwärtig. Die großen Anti-Doping Agenturen scheinen machtlos. Kann funktionelles Training oder die Perfektionierung des Athletiktrainings Doping in Zukunft überflüssig machen? Es wäre wünschenswert!


Doping im Leistungssport – Gibt es Alternativen?

Vor kurzem ging eines der umstrittensten Sportereignisse im Hochleistungssport zu Ende, was das Doping betrifft. Die Tour de France. Warum ist gerade der Radsport so umstritten? Das fragen sich viele. Zurecht! Denn man muss davon ausgehen, dass sowohl bei Olympia als auch bei einer Fußball Weltmeisterschaft auch nicht weniger gedopt wird, als bei der Tour. Es gibt schlichtweg keine Alternative! Reine These oder Tatsache?

Experten für Athletik rücken in den Fokus

Funktionelles Training als Alternative zum Doping im Leistungssport - ERC Ingolstadt Schaidnagel

ERC Ingolstadt und Schaidnagel

Eine Entwicklung, die mich durchaus positiv stimmt, konnte in den letzten Monaten verstärkt wahrgenommen werden. Leider betraf diese Entwicklung hauptsächlich Spielsportarten. Das soll den positiven Aspekt dieser Entwicklung allerdings nicht schmälern. Ganz speziell möchte ich dies an zwei, mir bekannten, Beispielen darstellen. Mit der DFB Elf wurde das fitteste Team Weltmeister und mit den Ingolstadt Panthern die athletischste Mannschaft Deutscher Eishockeymeister. In beide Fällen wurde allerdings nicht in leistungsfördernde Substanzen investiert! Das Investment floß vielmehr in die sportwissenschaftlichen Berater. Seit Jahren hat diese Funktion bei der Deutsche Fußball Nationalmannschaft ein gewisser Mark Verstegen inne. In der vergangenen Saison besetzten die Ingolstadt Panther aus der Deutschen Eishockey Liga das Resort erstmals mit Stefan Schaidnagel… und wurden Meister. Bezeichnender Weise vollzog Schaidnagel mehrere Praxisjahre in der Obhut von Mark Verstegen. Ein Zufall?

Funktionelles Training anstatt Doping?

Reichen diese beiden Beispiele allerdings aus, um einen Trend zu bestätigen? Wohl eher nicht! Die Bewegung in diese Richtung ist aber in vollem Gange. Und das ist gut so! So schickt z.B. auch Deutschlands Vorzeigeclub, der 1. FC Bayern München, seine Athletik-Mitarbeiter immer wieder zur angesagtesten Fachmesse der Branche in München, dem Functional Training Summit. Was genau bedeutet nun Functional Training, zu Deutsch Funktionelles Training?

„Diese Trainingsform schult umfassend neben der Zielmuskulatur auch unterstützende Muskelgruppen, so dass komplexe Zielbewegungen unterstützt werden… Übungen werden so ausgewählt, dass sie möglichst identisch mit der Zielsportart sind.“ (Quelle: trainingsworld.com)

Funktionelles Training mit Mark Verstegen

Funktionelles Training mit Mark Verstegen; Quelle: perform-better.de

Die Frage, welche sich mir dabei stellt, ist, ob ein komplexeres Training irgendwann dazu führen kann, dass Doping an Relevanz verliert? In vielen Fällen geht es beim Doping ja um Leistungssteigerung. Wenn man den Verfechtern des funktionellen Trainings Glauben schenkt, wird eine Leistungssteigerung durch das Training von ineinandergreifenden Bewegungsabläufen viel besser erreicht, als durch die maximale Stärkung spezifischer Muskeln bzw. Muskelgruppen. Das bedeutet, dass Faszien, Muskeln, Gelenke und Sinne zusammen beansprucht und sich ergänzend trainiert werden. Ein Dopingmittel kann aber genau diese Komplexität nicht ganzheitlich fördern. Durch Doping kann lediglich immer ein Aspekt gepusht werden. Dadurch kommt aber sofort ein Ungleichgewicht in das funktionelle Training, welches die Effektivität senkt. Wie in meinen beiden Beispielen erwähnt, kommt dies zur Zeit noch vornehmlich bei Spielsportarten zum Tragen. Aber eben nicht ausschließlich!

Doping im Ausdauersport – Kein Ende in Sicht?

Sowohl im Rahmen der Olympischen Winterspiele 2014 als auch bei der Tour de France rückte das leidige Thema immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Wie gerne würde man medial den „sauberen“ Sport verkaufen können. Die immer wieder auftretenden Fälle (irrwitziger Weise traf es bei Olympia 2014 auch zwei Eishockeyspieler…) bei Großveranstaltungen zeigen uns aber doch sehr deutlich, dass wohl ohne Doping im Hochleistungssport allgemein und bei Ausdauersportarten im Speziellen keine Erfolge gefeiert werden können. Vor allem Epo scheint im Ausdauersport immernoch „alternativlos“ zu sein. Das ist schlimm und traurig zugleich. Selbst auf renommierte Organisationen wie die WADA oder NADA ist nicht in vollem Umfang verlass. Dazu kommt erschwerend, dass wohl die höchste Spitzensportinstanz in Deutschland, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), an der Förderung von Doping teil hatte oder zumindest als Mitwisser immer wieder die Augen verschloss. Nehmen Sie sich einmal die Zeit und lesen Sie auch die verlinkten Fachbeiträge. Es ist teilweise entmutigend, was hinter den verschlossenen Türen im Spitzensport stattfand oder auch immernoch stattfindet. Da wurden bewußt Fördermittel für Sportentwicklung an „Dopingforscher“ weitergeleitet. Steuergelder wurden und werden nach wie vor ganz klar mißbraucht. Das muss sich ändern!

Der DOSB und die Doping Studie.pdf

Es ist doch erschütternd, wie machtlos die großen Organisationen sind. Oder sind etwa die gesamten weltweiten Antidoping Aktivitäten nur Täuschungsmanover, die den Konsumenten (Zuschauer und Fans) vorgaukeln sollen, dass ja alles mögliche getan wird, um den Sport sauber zu bekommen – ähnlich der überzogenen Bio-Hysterie? Immer wieder werden zu diesem Zweck Erfolgsmeldungen über Enthüllungen oder Rückgänge von Vorfällen kommuniziert. Kurz darauf können wir dann wieder alle von den neuesten Dopingfällen erfahren und lesen. 

Dopingbekämpfung chancenlos – Bessere Lösung als Alternative

Ich sehe den viel propagierten Kampf gegen Doping als aussichts- oder auch chancenlos. Während die Dopingfahnder nach Mitteln suchen, die sie endlich kennen, haben bestens bezahlte Dopingforscher doch schon längst ein neues Mittel oder Präparat entwickelt, das noch gar nicht gefunden werden kann. Ein fortwährender Kreislauf, den weder WADA noch NADA fähig sind, zu beenden. Man müsste schon an die Bereitschaft von Spitzenverbänden, Trainern und Hochleistungssportlern appelieren, auf Doping in Zukunft zu verzichten. Genauso könnte man versuchen Politiker zu überzeugen, dass das Volk immer die Wahrheit wissen müsste. Es ist ganz einfach zwecklos! Der Ruhm des großen Erfolges wiegt so viel mehr als die Nachhaltigkeit in Bezug auf Gesundheit und Ethik. Mit dem Finger auf andere zu zeigen bringt da ebenfalls sehr wenig. Ich sehe die einzige Chance, Doping in den Griff zu bekommen, darin, es überflüssig zu machen. Es muss eine bessere, nachhaltigere Alternative her, die leistungsfördender ist als Doping selbst.

Eine Frage der Geldmittelverteilung

Nach den andauernden Mißerfolgen der größten Anti-Doping-Agenturen dieser Welt sollten wir uns alle fragen, ob nicht eine Veränderung der Geldmittelverteilung sinnvoller wäre. Stellen Sie sich vor, wir würden das gesamte Kapital, das für Anti-Doping-Aktionen verwendet wird, in die Entwicklung neuer und besserer Trainingsmethoden stecken. Mit dem Ansatz des funktionellen Trainings ist doch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Hier gilt es auf alle Fälle weiter dranzubleiben, Forschungsgelder zu investieren und die Kommunikation in diese Richtung auszubauen. Der Ansatz des myofascialen Trainings oder Metabolic Training sind z.B. ganz aktuelle Themen.

Doping oder funktionelles Training für Radfahrer; Quelle: functional-training-magazin.de

Doping oder funktionelles Training für Radfahrer; Quelle: functional-training-magazin.de

Es gibt auch erste Ansätze des funktionellen Trainings für Radsportler. Man stelle sich vor, die Erkenntnis wird sich irgendwann einmal durchsetzen, dass ein stabiler, ganzheitlich trainierter Radrennfahrer mehr Siegchancen hat, als ein mit Epo gedopter Fahrer… es wäre zu schön! Aber ich bin, wie gesagt, der Meinung, dass wir uns in der Trainingsforschung immernoch ziemlich am Anfang befinden. Wir erforschen die Meere und das Weltall, aber unser Körper gibt uns nach wie vor immense Rätsel auf. Warum also nicht mehr Geld in die Körperforschung hinsichtlich Leistungssteigerungspotentiale stecken, als in sinnlose Agenturen, die am Ende einfach nur überfordert sind. 

Perfektionierte Traininigsmethoden machen optimal durchdachte Dopingstrategien überflüssig. Das wäre doch mal eine erstrebenswerte Vision, denken Sie nicht?

Ihr Manuel Hiemer


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