Lehrer, Beruf mit Zukunft

5. August 2011, 07:15 Uhr,

Lehrer werden dringend benötigt. Doch was tun die Länder dafür?


Lehrer, Beruf mit Zukunft

Lehrer ist ein angesehener Beruf. Schließlich bilden Lehrer unsere Kinder aus, vermitteln Ihnen Wissen und leiten Sie über viele Jahre durch Leben. Lehrer sind (oder waren) Bezugs- und Respektpersonen, und das bereits seit Generationen, für unsere Eltern, uns selbst und unsere Kinder.

Wer Lehrer werden möchte, muss in der Schule gute Ergebnisse bringen, Abitur machen, ein langes anstrengendes intensives Studium hinter sich bringen.

Doch danach wartet eine gutbezahlte, sozial bestens abgesicherte Arbeitsstelle mit Zukunft auf den neuen Pädagogen.

Lehrer, ein Beruf mit Zukunft. Ist das so?

Momentan gibt es in Deutschland 2 Tendenzen.

Einerseits haben wir, wie bereits früher angesprochen, einen großen Bedarf an Lehrkräften.

Gründe dafür sind:

  1. die Besetzung vorhandener Fehlstellen
  2. die Bereitstellung von Ausfall- und Krankheitsreservekräften
  3. die gestiegenen – und weiter wachsenden – Schülerzahlen
  4. die auszufüllenden Stellen bei Schulneubauten und Ganztagsschulen
  5. der Generationswechsel bei den Lehrkräften.

Gerade letzter Punkt wird sich beginnend ab 2020 stark auswirken. Das Durchschnittsalter mitteldeutscher Lehrer liegt momentan bei 50+. Es ist also abzusehen, wann ein Großteil der – noch dazu erfahrenen Pädagogen – aus dem Dienst ausscheiden wird. Bei dem zu erwartenden „Verlust“ von rund 40% der Lehrkräfte in 10 Jahren ist es dringend notwendig genügend Lehrer heranzubilden und auch einzustellen.

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Tendenz 2 lässt irrtümlich den Eindruck entstehen, als wären momentan genügend oder gar zu viele Lehrer vorhanden. Beispiele dafür sind:

  1. Jeder 5. Studierte verlässt unser benachbartes Bundesland Sachsen-Anhalt, weil dort keine Arbeitsplätze geschaffen werden.   
  2. Trotz klar erkennbarer Tendenzen werden die Einstellungsquoten nur minimal, wenn überhaupt angehoben, auch in Sachsen. Fatale Konsequenz; Absolventen wandern ab.    Deutlicher gesagt: Sachsen bildet aus, zahlt die Kosten, schafft sich qualifizierten Nachwuchs und „verschenkt“ diesen an andere Bundesländer… dort greift man gern zu.
  3. Beschlüsse, welche die Neuanstellung regeln sollen, und zahlenmäßig sowieso schon zu niedrig angesetzt sind, werden unterboten, nicht erfüllt (wie in Thüringen 2010).
  4. Vorhandene  Stellen werden immer noch reduziert, der Mangel aus Kostengründen vergrößert (Sachsen 2009, 2010).
  5. Für je 2 Ruheständler rückt nur 1 neuer Lehrer nach (Thüringen 2011).

Leider hat auch das Ansehen des Lehrerberufes an sich gelitten.

Oft wird Lehrkräften, gerade in Mittelschulen, wenig Respekt entgegengebracht, fehlt es an der sinnvollen Zusammenarbeit mit den Eltern der Schüler oder an der Unterstützung durch die Schulleitung. Pädagogen an Grund- und Mittelschulen müssen ein stetig wachsendes Pensum bewältigen und das an unattraktiveren Arbeitsplätzen im Vergleich zu Gymnasien oder Fachschulen.

Nur jeder 10. sächsische Student möchte bei jetzigen Bedingungen später an Grund- und Mittelschulen tätig werden. Damit verringert sich die zur Verfügung stehende Anzahl an Fachkräften noch weiter.

Beliebteste Lehrfächer sind Geschichte, Geografie und Deutsch. Fachlehrer für naturwissenschaftliche und technische Fächer, für Mathematik und Sprachen sind Mangelware.

In den letzten Monaten kam es immer wieder zu Protesten, zu Streiks und Aufrufen.

Wirklich durchgedrungen scheinen die Rufe bei den Entscheidern jedoch nicht.

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Ich kann bisher kein Umdenken erkennen, keinen klaren Plan, um dem Notstand Einhalt zu gebieten, keine Motivationsanreize, um (aus)gebildete(n) Absolventen einen sicheren Arbeitsplatz in Ihrer Region zu schaffen.

Stattdessen rechnet man sich in den Wirtschafts- und Finanzministerien schon mal heimlich aus, welche Summen durch die niedrigeren Einstiegsgehälter und reduzierte Beschäftigtenzahl der Lehrer Mitteldeutschlands gespart werden können.

Lasst Euch sagen, Ihr spart am falschen Platze!


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