Der richtige Bildungsmix zählt!

10. Oktober 2013, 11:55 Uhr,

Ob Schüler oder Erwachsene, wer sich heutzutage fort/aus/weiter-bilden will, braucht Schulen und Bildungsträger, welche flexible Lernangebote und einen Mix abseits von 08/15 bieten.


Der richtige Bildungsmix zählt!

Vor mehr als 2 Jahren schrieb ich einen Beitrag zum Thema „Webinar vs. Präsenzunterricht“, stellte diese Lernmethoden gegenüber, wagte einen kleinen Ausblick und fragte nach Eurer Meinung. Mittlerweile hat sich eine Menge getan in der deutschen Bildungslandschaft.

Blickt man in die Schulen, dann fällt auf, dass deren technische Ausstattung sich permanent verbessert, Tablets langsam Einzug als Lernmittel halten oder auch interaktive Tafeln weiter Verbreitung finden. Neigungskurse, interessante AG’s und die Nutzung von Internet& Co sorgen dafür, dass bereits in der Grundschule moderne Methodiken zur Anwendung kommen.

Andererseits verstärken sich vorhandene Lern-Probleme immer weiter, sei es nun durch größere Klassen, eine hohe Anzahl an Ausfallstunden und die ungenügende Anzahl an Lehrkräften. Förden und Fordern von Schülern die nicht dem Durchschnittslerntempo entsprechen, kommt ebenfalls viel zu kurz. Es wäre unrealistisch zu glauben, dass man sich in der Politik dem Thema Bildung in den nächsten Jahren so viel mehr annimmt, um alle Missstände mit großzügigen und notwendigen Investitionen entgegenzuwirken. Zumindest wird es noch eine ganze Weile dauern, bis alle Schüler bestmöglich und erfolgreich lernen können.

 

Die Erwachsenenbildung ist gänzlich anders aufgebaut. So finden wir nicht nur eine große Anzahl an Lernvarianten, sondern auch sehr unterschiedliche Voraussetzungen und Ansprüche. Egal ob es sich um Firmenschulungen, Abendschule oder auch geförderte Maßnahmen handelte, 2011 dominierte eindeutig das Thema Präsenzunterricht. Weniger Mittel in den öffentlichen Kassen sorgte aber auch hier für ähnliche Probleme, wie sie an den Schulen zu finden sind: eine große Anzahl Teilnehmer, teils mit verschiedenen Kursinhalten <-> wenige Dozenten, die oftmals mehrere Kurse abdecken sollen. Bei Firmenschulungen bzw. Selbstzahlern waren und sind es unterschiedlichen Lernstände, Entfernungen zwischen den Lernenden und/ oder zum Dozenten/ Bildungseinrichtung und nicht zu vergessen verschiedene Lernzeiten, welche für Schwierigkeiten sorgen konnten.

 

Es kommt also vermehrt darauf an, den Veränderungen gerecht zu werden und für jeden sich Qualifizierenden eine optimale Lernsituation zu schaffen. Oftmals fällt dazu das Schlagwort „Bildungsmix“. Eben dazu befragte ich die Expertin, Frau Elke Beiche, welche die Hallenser Niederlassung des regionalen Bildungsträgers TGM Education leitet und auf jahrelange Erfahrung zurückblicken kann.

Idealstandort in Halle, der MMZ-KomplexGutgelaunt und kompetent: Bildungsexpertin Elke Beiche

„Frau Beiche, der Bildungsmarkt unterliegt bekanntermaßen permanenten Veränderungen. Wo sehen Sie für die Jahre 2013-2014 die wichtigsten Brennpunkte und Herausforderungen für Bildungsträger?“

„Die perfekte „Standardlösung“, passend für jeden Bedarf und zukunftssicher für Jahre, gibt es nicht. Wir bemerken vor allem, dass Lernen immer individueller wird, man sozusagen die Qualifikation maßschneidert. Ob es dabei um technische Ausstattung geht, um vorgeschaltete Grundlagenkurse, individuelle Trainings, Workshops oder auch ungewöhnliche Lernzeiten, selten gleicht ein Kurs dem anderen. Bedarfsermittlung, individuelle Gespräche, Betreuung während der Maßnahme, Unterstützung bei Förderungen u.v.m. sind ebenso längst Teil der täglichen Arbeit, wie die Schulung selbst. Man muss sich davon verabschieden in eingefahrenen Bahnen zu denken und neue Wege im Sinne des Teilnehmers gehen.“

„Eine löbliche Einstellung. Doch werden wir doch mal ein bisschen konkreter. Nehmen wir an eine alleinstehende Mutter kommt zu Ihnen, die aufgrund Ihrer Betreuungssituation wenig freie Zeit und auch keine Eigenmittel zur Verfügung hat. Was kann man da tun?“

„Hier steht natürlich die Beratung an erster Stelle. Wir analysieren die persönliche Situation, erfassen den Kenntnisstand und bauen darauf ein Schulungskonzept auf. Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, den Präsenzunterricht in verkürzter Form (halbtags) durchzuführen, solange sich das Kind in einer Kita oder Schule befindet. Ergänzen und vertiefen würden wir den Lehrstoff mit passenden E-Learning-Bausteinen. Diese virtuelle Form des Unterrichts kann die Alleinerziehende auch abends wahrnehmen und selbstständig genau die Punkte angehen, an denen noch Fragen offengeblieben sind. Hat man ein „Paket“ geschnürt, sprechen wir gemeinsam mit möglichen Förderern, potentiellen Arbeitgebern und Ämtern, auch während der Maßnahme.“

Moderner SchulungsraumIn kleinen Gruppen oder Individualschulung zum Lernerfolg

„Aha. E-Learning kennt man ja schon eine Weile. Meist werden einem dazu langatmige PowerPoint Folien oder Präsentationen angeboten, aus denen z.B. ich nicht allzu viel Wissen ziehen kann. Zu trocken, man kann nichts mitmachen, nachfragen usw. Zeitgemäß sieht anders aus, oder?“

„Natürlich gibt es immer noch diese frühen Formen des E-Learnings, die hier und da Ihren Nutzen haben können. Mittlerweile geht aber technisch viel mehr! So beruhen unsere Angebote auf den gleichen Skripten, welche auch im Präsenzunterricht zum Einsatz kommen und von Dozenten genutzt werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sich die Lerninhalte nicht „in die Quere kommen“ und man leicht in den Stoff hineinfindet. Viele Bereiche sind akustisch unterlegt, Animationen sorgen für Abwechslung und regelmäßige Fragekomplexe zeigen dem Nutzer seinen Wissensstand auf. Wir hinterlegen vertiefende Dokumentensammlungen oder binden erklärende Videos ein. Interaktivität wird großgeschrieben. Unklares klärt man während des nächsten Präsenzunterrichts und kann sich dann ans nächste Thema wagen. Bei Bedarf schalten wir Grundlagenthemen zusätzlich frei, so dass diese jederzeit nachgeschlagen werden können und die Zeit des Präsenzunterrichts „frei“ bleibt für die Kerninhalte. Beruhend auf dem Feedback unserer Teilnehmer verbessern wir die Inhalte oder erstellen neue.“

„Nun, das liest sich schon deutlich besser. Die Verzahnung mit Präsenzunterricht funktioniert sicher gut, aber gerade bei Arbeitnehmern als Schulungsteilnehmer stelle ich es mir wieder schwierig vor. Die einen werden von der Firma ganze oder halbe Tage freigestellt, andere qualifizieren sich am Wochenende oder klassisch nach der Arbeit, was nicht zwangsläufig abends sein muss. Typische Unterrichtszeiten bewegen sich jedoch zwischen 8 und maximal 16 Uhr. Was tun? Bleibt es dann „nur“ beim E-Learning?“

„Keineswegs. Wir setzen prinzipiell auf Klein- und Kleinstgruppen, sprich schulen zwischen einem und maximal 6 Teilnehmern gleichzeitig. Abgesehen davon, dass mehr Zeit für jeden Lernenden bleibt, erleichtert es auch gemeinsame Unterrichtszeiten zu finden. Gelingt dies dennoch nicht, bieten wir auch Schulungen an Abenden, Wochenenden oder gemischte Unterrichtszeiten an. Kurse können auch „gestreckt“ oder kompakt wahrgenommen werden. Lassen sich aufgrund der Entfernung Teilnehmer nicht gemeinsam in einen Raum setzen, so kommt unser Webinarstudio zum Einsatz. Mit dem Dozent kann gesprochen und gechattet werden, bei Bedarf greift er via Fernsteuerung ein und kann Fehler ausbügeln helfen und dank Kamera genauso effektiv unterrichten, als wäre man gemeinsam in einer Klasse. Kann man an einem Termin nicht teilnehmen, steht immer noch eine Aufzeichnung zur Verfügung und das Studio bleibt auch nach der Unterrichtszeit besetzt.“

Eines der WebinarstudiosE-Learning-Angebot der TGM

„Klingt als wäre man bei Bildungsträgern wie der TGM für die Zukunft gerüstet. Eine letzte Frage zum Abschluss Frau Beiche: Spielt der Standort des Bildungsunternehmes selbst überhaupt noch eine Rolle?“

„Ich denke doch. Ganz bewußt haben wir uns für das Multimediazentrum (MMZ) Halle entschieden. Es liegt sehr zentral und verkehrsgünstig, bietet eine moderne Infrastruktur, die benachbarten Firmen sind allesamt StartUps, kreativ, webafin und medienbegeistert. So bleibt man auf der Höhe der Zeit und jung hält es auch (lacht).“

Dieses Interview stellt beispielgebend für die Ansicht vieler Bildungssinstitute. Um mich nicht auf eine einzelne Meinung zu verlassen, sprach ich auch mit anderen Trägern, Lehrern und Experten bei privaten& staatlichen Schulen sowie der IHK. Noch sind nicht alle Bildungsanbieter und sonstigen „Wissensdienstleister“ in gleicher Angebotsbreite am Markt vertreten. Meiner Meinung nach wird man aber nicht umhin kommen, sich den Gegebenheiten und dem Nutzungsverhalten von Schülern, gleich welchen Alters anzupassen.

Mindestens genauso eindeutig im Kommen und relevant für den Bildungsmarkt ist wachsende Nutzung mobiler Endgeräte, welches wir zum Thema eines der nächsten Beiträge machen.


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