Mein (Un)Recht auf Kinderbetreuung

24. August 2012, 06:56 Uhr,

Ab 2013 hat in Deutschland jedes Kind das Recht auf einen Kitaplatz. Soviel zur Theorie. In der Praxis sind wir noch weit davon entfernt, genügend Kapazitäten zur Verfügung stellen zu können. Christina erzählt davon, wie Sie eine Betreuungsmöglichkeit suchte und fand.


Mein (Un)Recht auf Kinderbetreuung

In der letzten Woche berichteten diverse lokale Nachrichtenredaktionen über die baldige Schließung von gleich 8 Kitas in Leipzig. Das ist insofern eine traurige Meldung, da die Versorgungssituation mit Kita-Plätzen bereits mehr als angespannt ist. Befremdlich bleibt auch der Grund der Schließungen und die Tatsache, dass es nicht möglich gewesen sein soll, die benötigten Mittel aufzubringen. Sie haben sich sicher schon Ihre Meinung dazu gebildet. Heute möchten wir unsere neue Autorin Christina zu Wort kommen lassen, die selbst weiß und erlebt, wie schwer man es als Mutter in dieser Beziehung hat. 

Bitte seid doch so freundlich und gebt uns ein Statement zum Beitrag und Euren Kommentar. Vielen Dank.

 

In Anbetracht der Schlamperei einiger Behörden, die es zulassen, das gleich so viele Einrichtungen dicht gemacht werden sollen, möchte ich auch einmal meine Meinung darüber loswerden, was allgemein die Unterstützung durch Ämter bei der Kindergartenplatzsuche betrifft und wie schwer der Weg ist, als Alleinerziehende wieder in Arbeit zu kommen.

 

 

Ich bin Mutter einer 3-jährigen Tochter, die zurzeit tagsüber durch eine Tagesmutti betreut wird. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass Kinder ab 1–2 Jahre in die Kinderkrippe bzw. Tagespflege gehen. Am Nachwuchs von Bekannten und nun auch meiner eigenen Tochter konnte ich deutlich sehen, welche Entwicklungs-Sprünge sie durch den Kontakt zu anderen Kindern machen können. Ob es um Gruppendynamik, die Ausprägung sozialer Kompetenzen, Förderung einzelner Talente oder auch die Verbesserung von Feinmotorik etc. geht, man kann nicht früh genug damit anfangen, Kinder mit Gleichaltrigen zusammen aufwachsen und erziehen zu lassen.

 

 

Mit diesem Wissen habe ich schon kurz nach der Geburt angefangen nach einer Unterbringung für meine Tochter zu suchen. Leider sind Kinderkrippenplätze in Leipzig rar gesät, die Wartelisten voll. Der Alternative Tagesmutter stand ich erst skeptisch gegenüber. Nachdem ich mich informiert hatte, fand ich die Idee aber gut und bemühte mich nun in jedem Bereich. Der Weg bis zur Tagespflege war sehr lang. Vom Jugendamt bekommt man, wenn überhaupt, zwar die Adressdaten der Tagesmütter/-väter, muss sich dann aber mühsam allein durchtelefonieren und darauf hoffen, dass endlich Jemand sagt: „Ja es ist noch ein Platz frei.“. Leider war das in meinem Fall nicht so. Nach vielen Anrufen, ergab sich nur durch Zufall die Betreuungsmöglichkeit. Ich hatte die Tagesmutter just in dem Moment am Hörer, als im letzten Moment eine andere Familie absprang. Glück gehabt.

 

Nach einigen Monaten Erfahrung mit der Tagespflege, kann ich nur Gutes sagen, auch wenn mir natürlich der Direktvergleich mit einem Krippenplatz fehlt. Besonders gut finde ich das Umfeld, da meine Kleine in einem familiären Rahmen aufwächst, zu dem neben der Tagesmutter noch maximal 4 andere Kinder zählen. So genießt Sie alle Vorteile der Gruppenerziehung und gleichzeitig wesentlich mehr Aufmerksamkeit.

 

Wirklich genervt hat das Warten auf eine Zusage seitens des Jugendamtes. Mit der Tagesmutti war ich mir bereits nach dem ersten Treffen einig, dass diese die Pflege für das letzte Jahr vor Kindergarteneintritt übernehmen sollte, und ich bekam auch unkompliziert alle nötigen Unterlagen mit. Nun sollte man doch annehmen, dass, wenn ich mich allein um alles gekümmert hatte und die Papiere vorliegen, meinem Kind keine weiteren Steine in den Weg geräumt werden. Doch leider zog sich die Bestätigung 3 lange Monate hin. Viel zu lange finde ich, denn die Tagesmutter muss solange den Platz vakant halten (und darf sich damit zwischen geringeren Einnahmen und einer Absage an mich entscheiden)  und ich kann in dieser Zeit beruflich nicht weiterkommen.

 

Aber ist es nicht leider schon Standard, dass alles andere stimmt, nur die Ämter immer so ewig brauchen?

 

Was überraschenderweise fast reibungslos klappte, war die Suche nach einem Kindergartenplatz. Ich vermute aber, dass es mittlerweile wieder schwerer wird einen Platz zu finden, denn weitere Schließungen heißt längere Wartezeiten. Bei mir jedoch reichte es, einfach alle möglichen Kindergärten der Umgebung anzurufen und nachzufragen. Bereits beim 4. bekam ich eine konkrete Antwort, alle anderen verwiesen mich auf eine Internetseite der Stadt Leipzig, auf der man angeblich mit geringem Aufwand und nach dem Eingeben weniger Daten einen – wenn verfügbar – freien Platz finden kann. Ich kann nur sagen, dem ist nicht so! Beispielsweise schaue ich aus Neugier nach freien Plätzen, von denen ich genau wusste, dass es sie gibt. Doch angezeigt wurden diese nicht. Die Aktualität lässt also leider sehr zu wünschen übrig. Außerdem werden Plätze so schnell vergeben, dass man unbedingt den richtigen Zeitpunkt erwischen muss, sonst hat man leider nur Pech gehabt. Im schlimmsten Fall bleibt einem nur, sich einen Kindergarten am anderen Stadtende zu suchen, was zeitlich für viele Mütter nicht zu stemmen ist. 

Welche Erfahrungen habt Ihr denn bei der Suche nach Kita-Plätzen gemacht?


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