„An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn…“

14. Mai 2013, 15:25 Uhr,

Ideal als Ausflugsziel und gleichermaßen beliebt bei jung und alt, die Saale – Burgen bei Bad Kösen.


„An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn…“

Bekanntermaßen fällt Himmelfahrt stets auf einen Donnerstag, daher bot es sich auch dieses Jahr an, mit 1 Urlaubstag eine Überbrückung zum Wochenende zu schaffen. Während  zum Männertag vor allem das „starke Geschlecht“ hinaus in die Natur zieht, ist der Freitag deutlich Familiengeprägter. Ob nun mit Fahrrad, Kremser, auf dem Wasser oder zu Fuß, man erkundet die schönsten Wege und genießt den Frühling in vollen Zügen. Getreu Goethes Motto: „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!“, beschloss ich die Gelegenheit für einen Tagesausfug an die Saale zu nutzen.

Da ich nicht allein, sondern mit meinem Sohn fahren wollte, sollte die Tour neben schönen Wanderwegen interessante und aufregende Zwischenziele bieten. Einen besonders schönen Abschnitt stellt die „Kösener Pforte“ (oder auch „Saale Pforte“) bei Bad Kösen dar. Vom hübschen kleinen Kurort aus kann man bewaldete Höhenzüge durchschreiten, auf Weinhänge und schroffe Muschelkalkfelsen schauen und unterwegs etliche Highlights genießen. Damit stand unser Ziel fest.

 

Für genau solche Arten von Ausflügen bietet die Deutsche Bahn schon seit Jahren ihre Länderspecials an. Mit dem Sachsen-Ticket kann man so z.B. nicht nur in Sachsen selbst, sondern auch Sachsen-Anhalt, Thüringen und den dort beheimateten Verkehrsverbünden einen ganzen Tag unterwegs sein. Von Leipzig aus gelangt man über Weißenfels in nicht mal 1,5 Std und für unschlagbar günstige 22€ ans Ziel. Hinzu begleiteten uns dichte Wolkenfelder, böiger Wind und wenig Aussicht auf einen Sonnenschein. Auch mit Regen sei zu rechnen, so die Vorhersage. Stören oder gar von der Tour abhalten ließen wir uns natürlich nicht.


Kurz nach 11 Uhr erreichten wir Bad Kösen. Der Bahnhof dort liegt ideal, zentrumsnah und direkt an einem der 3 großen Parkanlagen der Stadt. Parallel zum Fluss reihen sich große Wiesenflächen, alter Baumbestand und altehrwürdige Kuranlagen aneinander. Nach wenigen Minuten überquert man die „Brücke der Einheit“ und kann danach rechterhand zur Radinsel abbiegen. Wer auf dem Saaleradweg unterwegs ist, findet hier ein lauschiges Pausenplätzchen vor und kann dann diesem weiter folgen oder so wie wir zum Gradierwerk laufen. Ein Doppelkunstgestänge, beginnend an der Radinsel (damit erklärt sich auch bereits deren Name) begleitet einen bis zum Borlachschacht und weiter zum Gradierwerk. Zwischen 1730 und 1857 förderte man auf diese Weise Salz und auch heute noch sind die Anlagen für touristische Zwecke in Benutzung. Ich war vor allem von dem sich langsam aber stetig bewegenden Gestänge, bergauf und mitten durch den Ort beeindruckt, meinen Sohn reizte das 20 Meter hohe und 325m lange Gradierwerk deutlich mehr. Beiderseits des salzverkrusteten Gebäudes zieht sich ein weiterer Kurpark auf dem Höhenrücken entlang. Entlang künstlicher Grotte, Seerosenteich mit Springbrunnen, Parkbühne, Skulpturen spaziert man durch Alleen und genießt den guten Blick auf die Stadt.

 

Unser nächstes Ziel stellte die Rudelsburg dar. Der Wanderweg führt durch schattigen Wald, immer dem Lauf der Saale folgend. An einer kleinen Holzbrücke hat man nochmals Gelegenheit den Fluss zu queren und trifft erneut den Saaleradweg. Auf diesem Teilstück überholten uns immer wieder einzelne oder ganze Gruppen von Radfahrern. Zum Glück dünnt sich der Verkehr nach dem Campingplatz aus, denn nun geht es erneut hangaufwärts, der Pfad wird durch dickes Wurzelwerk und größere Steine schwerer befahrbar und viele Radler wählen daher bis zur Burg einen anderen Weg. Nach rund 2 Kilometern (genau lässt sich dies nicht sagen, da die Wegweiser einander widersprechen und man lustiger weise nach einigen Metern Fußmarsch, die Strecke nicht verkürzt hat, sondern plötzlich 200 Meter mehr verbleiben) erreicht man das Felsplateau. Wer zum ersten Mal hier oben eintrifft wird sicher mit Erstaunen auf das riesige Abbild eines Löwen reagieren. Dieses stellt nur den imposanten Auftakt einer Serie von gleich 4 Denkmälern dar, die von corpsstudentischen Verbänden während des Kaiserreichs und nach dem ersten Weltkrieg für Gefallene Mitglieder und zu Ehren Wilhelm I. errichtet worden. An diese Punkt treffen auch alle anderen Wege zusammen und man unweigerlich auf eine bunte Schar an Radfahrern, Bikern, Bustouristen und Wanderern wie uns. Da sich die Sonne mittlerweile immer mehr durchgesetzt hatte, legten wir noch eine kurze Pause ein und folgten dann dem Besucherstrom zur Rudelsburg.

Von der ursprünglich den ganzen Höhenzug bedeckenden Anlage, sind allein die Kernburg und eine Umfassungsmauer mit  Rondellen/ Bastionen erhalten geblieben. Als Besucher kann man daher einmal um die hohen Innenmauern herumlaufen und den tiefen Blick (85m) zur Saale genießen. Im Inneren findet man eine stets gutbesuchte Gastwirtschaft vor, sitzt inmitten der romantischen Anlage unter schattenspendenden Bäumen, ideal um eine leckere Mahlzeit zu genießen. Da wir uns eben erst gestärkt hatten, wählten wir statt einem Sitzplatz den Weg ins Palais und über enge Holzstiegen rauf auf den Bergfried. Dieser prägt wie kein anderer Teil der Ablage das Bild der Burg, quadratisch, massiv, mit spitzem Turmhelm und Zinnen gekrönt. Die 100 Stufen lohnen sich auf jeden Fall, denn man genießt eine klasse Aussicht. Das düstere Innere des Turms verweist erneut auf dessen Bedeutung für die Korpsstudenten, welche hier auch regelmäßige Treffen abhalten. Nach einer weiteren Runde, etwas „Kletterei“ am Muschelkalkstein und 200-300 Metern auf einem steilen Weg, erst bergan, dann noch ein Stückchen bergan, erreichten wir bereits die ältere Burg Saaleck.

Diese beherrschte für Jahrhunderte den großen Saalebogen (daher wohl auch der Name?) und sicherte sowohl den Schiffsverkehr, 2 Furten beim gleichnamigen Ort und eine wichtige Handelsstraße. Erhalten blieben auch hier die inneren Anlagen, beide Bergfriede, die verbindenden Mauern und der Brunnen. Nach einem kleinen Obolus (wir zahlten 1,50€) kann man beide Türme besichtigen. Die 2 Geschosse des Oststurms beherbergen dabei oftmals Kunstaustellungen und  vermitteln mehr den Eindruck eines gepflegten Wohnturms. Der Weststurm kann bis zum flachen Turmdach erstiegen werden. Innen sind noch Reste der Nutzung zu sehen und man trifft eher auf Karten, Risszeichnungen und geschichtliche Hinweise. Auch wenn man sich ein Dutzend Meter unter dem Niveau der größeren Nachbarsburg befindet, so hat man von hier aus doch den Vorteil ohne Sichteinschränkung oder zu viele Besucher einen umfassenderen und entspannteren Rundblick zu erleben. Wir staunten immer wieder über die vielen Boote aller Art auf der Saale und das Farbenspiel frischen Grüns, knallgelber Rapsfelder und blau-weißem Himmels. Wer möchte kann vor Verlassen noch ein kleines Andenken erwerben, der Weg zum Parkplatz im Dorf, der Bushaltestelle oder dem Bootsanleger dauert dann nur noch 5min.

 

Die mitten durchs Dorf verlaufende, sehr stark befahrene Bahnstrecke überschritten wir auf einer Brücke und mittels einer zweiten wechselten wir auch das Saaleufer. Nach rechts abbiegend liefen wir durch das ruhige Stendorf und konnten oberhalb der hellen Muschelkalkfelsen bereits die Gaststätte „Himmelreich“ liegen sehen. Der Aufstieg durch die „Teufelsschlucht“ wird „Sonntagsausflüger“ oder „Riemchensandelenträgerinnen“ schnell außer Puste bringen, denn es geht recht steil und zügig zur Sache. Nach starken Regenfällen oder zu Beginn der Schneeschmelze ist die Benutzung dieses Weges nicht empfehlenswert, aber sicherlich ein toller Anblick, wie sich das Wasser seinen Weg über steile Felsstufen durch die Schlucht bahnt. Sobald man vom Wanderweg kommend um die Ecke des Anwesens tritt, wird man sofort mit der Beliebtheit der Berggaststätte konfrontiert. Bei fast jedem Wetter ist der Parkplatz gut gefüllt, umso mehr, wenn wie an diesem Tag die Sonne so verlockend vom Himmel strahlt. Und so verwunderte es uns nicht dass wir die Tische allesamt besetzt vorfanden. Im Himmelreich stehen auch 4 Gästezimmer bereit, ein Angebot, welches ich mit meiner Frau vor 2 Jahren selbst nutzte. Morgens sitzt man dann bei gutem Frühstück auf der Sonnenterasse und kann den Tag planend, ins Saaletal und zu den Burgen hinüber schauen. Traumhaft.

 

Statt auf einen freien Platz zu warten, ging es für uns weiter zu dem wohl am schönsten gelegenen Rastplatz der ganzen Gegend. Nur wenige hundert Meter vom Parkplatz entfernt kann man an einem robusten Holztisch sitzend über einen Wiesenhang schauen, kein Lärm stört, kein Baum versperrt die Sicht, es ist wirklich schön. Mein Sohn wollte hier am liebsten gar nicht mehr weg und so fiel unsere abschließende Rast sehr großzügig aus. Um abzusteigen muss man nicht der Straße folgen, sondern kann dem eingeschlagenen Pfad weiterfolgen. Schnell findet man sich in einem Laubwald wieder, durch den man stetig aber ohne Anstrengung Höhenmeter verliert. Zwischen den Bäumen hervortretend, erhaschten wir einen letzten guten Blick auf die Rudelsburg und auf der Waldstraße schließlich auch Bad Kösen. Der restliche Weg ist wenig spektakulär, auf dem Asphalt gelangten wir schnell bis zur Unterführung der Bahnstrecke und weiter Richtung Zentrum gehend war auch der Bahnhof nicht mehr weit.

 

Die Regionalbahn von Eisenach kommend über Weißenfels nach Halle verkehrt jede Stunde, zu erreichen ist Bad Kösen daher wirklich gut. Auch an die Radfahrer hat man gedacht, die Mitnahme des Rades ist dank passender Abteile einfach. Wer also unseren kleinen Ausflug einmal nachwandern möchte oder eine längere Tour plant, Bad Kösen ist als Startpunkt wirklich gut geeignet. Zum Schluss lasse ich meinen Sohn zu Wort kommen, der auf der Rückfahrt zu mir sagte: „Paps, das war ein toller Tag“! Dem ist nichts hinzuzufügen.


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