Mitteldeutsche Handwerksmesse 2014

19. März 2014, 11:59 Uhr,

Traditionell in Leipzig beheimatet, die mitteldeutsche Handwerksmesse. Wir waren für Euch vor Ort dabei.


Mitteldeutsche Handwerksmesse 2014

Jedes Jahr im Frühling lädt Leipzig zum Messedoppel ein. Die Kombination aus „Haus-Garten-Freizeit“ und „Mitteldeutscher Handwerksmesse“ zieht zuverlässig Interessierte in die Hallen und konnte so auch dieses Jahr einen neuen Besucherrekord (182.000) verbuchen. Vor rund einem Monat, genauer gesagt zwischen dem 15. und 23. Februar, standen volle 9 Tage zur Verfügung, Zeit genug um wirklich alle Neuigkeiten zu entdecken und sich umfassend zu informieren. Natürlich nutzten auch wir die Gelegenheit für eine Stippvisite.

Auch wenn beide Messen eng verknüpft sind, konzentrierten wir uns ganz auf Halle 2 des Messegeländes und statteten den anderen nur einen Kurzbesuch ab. Die Sonderschauen in der jedes Mal aufs Neue beeindruckenden Glashalle (80 Meter breit und dreimal so lang) kann hingegen jeder Besucher in sich aufnehmen, dienen deren Veranstaltungs- und Präsentationsflächen doch auch gleichzeitig als Knotenpunkt zwischen allen Ausstellungsbereichen. Hier bot man allen Reisefreudigen kulinarische und optische Genüsse, wobei sich kleinere Bereiche stets passend zu einer Region / einem Reiseziel präsentierten. Auch handwerkliches fand sich und exotische Gerüche lockten hungrige Gäste an. Für uns war dies aber nur ein Zwischenstopp, zog es uns doch zu den Ständen der Handwerksbetriebe selbst.

Reiseschwerpunkt in der GlashalleBlumiges Bekenntnis zu Leipzig 

Die Halle 2, „linkerhand“ gleich hinter dem Congress Center zu finden, war zur Hälfte den Handwerkern, zur Hälfte den Themen „Modernisieren, Sanieren, Bauen“ vorbehalten. Passend zu unserer Artikelreihe „Handwerk im Fokus“ wählten wir uns erneut ungewöhnlichere Gewerke oder besonders interessante Stände aus. Einige Aussteller zeigten sich erst reserviert und überrascht, nicht nur wegen der klickenden Kamera. Doch spätestens, wenn wir uns und unsere Intension vorgestellt hatten, taute man auf und es entspannten sich angeregte Gespräche.

Glasdesign aus Naumburg

Als erstes stachen uns die schönen Bleiglasarbeiten von Mario Ehrhardt ins Auge. Nun ja, ganz richtig ist dies nicht, lässt er sich doch künstlerisch von Manuela Schäler unter die Arme greifen, während Ihm eher der handwerkliche Part obliegt. Im Gegensatz zu den bekannten Bleiglasfenstern, welche aus Zeit- und Materialgründen sehr hochpreisig ausfallen und auch nicht in allen Bereichen eingesetzt werden können, richtet sich sein Geschäft eher an den Endverbraucher und kann in jedem Haushalt zum Tragen kommen. Gearbeitet wird hier mit schmalen Bleistreifen, welche Umrisse, Form und Abteilungen des späteren Kunstwerks definieren. Die umrahmten Flächen lassen sich dann je nach Wunsch mit kräftigen oder dezenten Farbtönen füllen und ergeben somit ein sehr ansprechendes Bild. Das Tolle daran ist, dass man auf diese Art bereits vorhandene Glasscheiben auch noch nachträglich in ein Kunstwerk verwandeln und dem Stil des Raumes anpassen kann. Beispiele dafür wären Haustüren, Zwischentüren, Badfenster, Duschkabinen, Panoramafenster, Spiegel etc. Vielleicht schauen wir ja mal im Naumburger Atelier vorbei und bei der Entstehung direkt zu?

Uhrentechnik Schnabel

Viele Stände zeigten meisterliche Arbeiten und wie im Fall des Stuckateurhandwerks auch ausgefallenes. Unsere nächste Station war jedoch Hr. Schnabel, regelmäßigen Bloglesern sicher kein Unbekannter. Vor knapp einem Jahr berichteten wir über Ihn, das Turmuhrenbauerhandwerk und das einzigartige Naunhofer Museum. Wir entdeckten viele Exponate wieder, welche uns damals schon auffielen. Natürlich unterhielten wir uns auch ausführlich mit Ihm und seiner Frau. Die Uhrentechnik Schnabel ist einer der wenigen Handwerksbetriebe, welcher bisher an jeder Handwerksmesse teilgenommen hat. Sogar die passende Auszeichnung fand sich an der Wand. Präsentiert wurden aber nicht diverse Räderwerke, sondern auch typische altehrwürdige Zeugen der Handwerksinnung wie Medaillen und bestickte Fahnen.

Gestalter im Handwerk 

„Gestalter im Handwerk“ ist eine relativ neue Studienrichtung, welche an vielen örtlichen HWKs belegt werden kann. Im hinteren Bereich der Halle hatte man für die Präsentation von Abschlussarbeiten dazu einen sehr großzügigen Bereich eingerichtet. Ausgestellt wurden höchst unterschiedliche Dinge, Möbel, Plastiken, Dekorationsgegenstände etc. Frau Ulrike Vogelsang übernahm es uns auf einige besondere Stücke hinzuweisen, Fragen zum Studium zu beantworten und natürlich auch ihre eigenen textilen Arbeiten vorzustellen. Mich erinnerte im Übrigen der „Regalturm“ an Möbeldesign der DDR-Zeit. Geht es Euch auch so?

Müritz Miniaturen 

Wirklich nachhaltig begeistern konnte uns Müritz-Miniaturen, an deren Stand wir uns gar nicht sattsehen konnten, so viele hochdetaillierte und gelungene Zinnfiguren gab es zu bestaunen. Mit Ralf Töpfer, Inhaber und Meister des Zinngießerhandwerks, unterhielten wir uns intensiv über sein wirklich seltenes Gewerk. Da wir beide privat dem Tabletophobby frönen, war es besonders interessant mit einen Experten über Gießtechniken, Legierungen, Formbau, Bemalung usw. zu fachsimpeln. Für die Handwerksmesse kreierte er extra einen Dachdecker auf Turmspitze, echt Klasse. Aber nicht nur an dieser, sondern auch allen anderen Figuren bemerkt man sein künstlerisches Geschick, seien es nun filigrane Sternzeichen, kleine Tierfiguren, Medaillen oder historische Darstellungen. Interessanterweise befand sich unter den hunderten Miniaturen auch die 54mm Figur eines Lützower Jägers. Selbstverständlich „requirierten“ wir diese für die Reenacter des Freikorps von Lützow. Seinem Zinnfigurenmuseum in Rechlitz an der Müritz werden wir mit Sicherheit noch dieses Jahr einen Besuch abstatten.

Mobama Möbel 

Ein besonders schöner Werkstoff ist Holz: ökologisch, nachwachsend, regional, aber vor allem ein Material, mit welchem sich beispielsweise tolle Möbel und allerlei Schönes und Nützliches fertigen lässt. Bei Mobama blieben wir genau deswegen stehen, überzeugten doch bereits die ausgestellten Stücke durch Design und Verarbeitungsqualität. Die kleine Manufaktur aus Nordsachsen kreiert ungewöhnliche Möbelstücke und kann bereits auf eine eigene Kollektion verweisen. Aber auch neuen Ideen und Herausforderungen steht man aufgeschlossen gegenüber. Wir unterhielten uns mit Katrin Hussock über die Liebe zum Holz, zur Region und Pläne für die Zukunft.

Mitteldeutsche Handwerksmesse 

Viele andere Städte schauten wir uns noch an, die „gläserne Bäckerei“ z.B. hatte stets viel Andrang zu verzeichnen. Vermisst haben wir hingegen „Livevorführungen“, Mitmachstände oder Dinge, denen man beim entstehen zusehen kann. Insgesamt zeigte sich das Handwerk wieder einmal in gutem Licht, auch wenn wir ein deutlich breiteres Spektrum und weit mehr Aussteller erwartet hatten. Wir hoffen doch, man legt für 2015 noch eine Schippe obendrauf, versucht (fast) alle Gewerke und Bereiche darzustellen und die Besucher etwas mehr einzubeziehen.


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