Informationsflut = Kommunikationsverlust ?

24. Juni 2011, 10:21 Uhr,

Sociale Netzwerke versorgen uns rund um die Uhr und ortsunabhängig mit Informationen. Zuviel des Guten?


Soziale Netzwerke bestimmen unseren Alltag, egal ob beruflich oder privat.

Hunderte Millionen User weltweit gehen mehrmals täglich online um sich über Neuigkeiten von Freunden zu informieren, Nachrichten zu schreiben oder Bilder und Erlebtes zu teilen. Dabei ist es für mehr als 1 Drittel der User eine Selbstverständlichkeit, gleich nach dem Aufstehen und als letzte Handlung vor dem Zubettgehen, Ihre Profile zu checken.

Offizielle Statistiken, z.B. von Facebook oder Twitter lesen sich märchenhaft und fast unglaublich.

Besonders aktive Nutzer haben nicht selten tausende von virtuellen Freunden oder Followern.

Und jeder dieser Kontakte wird – so gewollt – automatisch über jeden Eintrag, jedes gepostete Foto, jede Aktion benachrichtigt.

Nun sollte man annehmen, dass genau aus diesem Grunde ein reger Austausch stattfindet. Prinzipiell müssten sich die Nutzer, um halbwegs aktuell informiert zu bleiben, oder einer Freundschaft gerecht zu werden, Tag für Tag im permanenten „Gespräch“ befinden.

Allein die Zeit, die es braucht, alle erhaltenen Hinweise und „Alerts“ zu sichten, geschweige denn darauf zu reagieren, betrüge einen Großteil der freien Stunden. Man muss bedenken, dass es sich bei ähnlich aktiven Freunden ebenso verhält. Daher geht der Trend bei wachsender Anzahl Kontakte dahin, dass mit immer weniger statt mehr Personen Unterhaltungen stattfinden.

Privat geht es mir nicht anders. Auf etlichen Plattformen bewege ich mich kaum noch, weil es die Zeit nicht zulässt. Die Kanäle, auf denen ich mich bewege, nutze ich zum Gedankenaustausch mit relativ wenigen Personen. Warum?

Typisches Beispiel:

Man findet durch Zufall einen alten Bekannten/ Schulfreund/ Arbeitskollegen o.ä. wieder. Nach freudigem „Hallo“ auf beiden Seiten, „Was gibt’s Neues?“ und „Weißt Du noch..?“ oder „Was macht eigentlich..?“ etc. kommt man einhellig zu der Meinung sich nun öfter zu schreiben, besser noch zu treffen. Doch meist schläft der Kontakt genauso schnell ein, wie er aufflammte. Beantwortungen verzögern sich, zum skypen oder chatten findet sich irgendwie nie Zeit und so richtig etwas zu sagen hat man sich auch selten. Zu sehr hat man sich auseinanderentwickelt. Bald kehrt Stille ein, oder Nachrichten beschränken sich aufs „Wetter“. Erst wenn der „alte Freund“ aus der Freundesliste gelöscht wird, weil ja eh keine Reaktion mehr kommt, gibt es noch einen letzten verwunderten Einzeiler als Feedback.

Sicher kennt Ihr auch folgende Situation:

Durch Urlaub, Krankheit oder sehr viel Stress kommt Ihr für einige Tage oder Wochen nicht dazu online zu gehen. Wenn Ihr danach wieder virtuell verfügbar seid, ist es äußerst selten so, dass Euch dutzende Nachrichten erwarten, oder Ihr nach Eurem langen Abbleiben gefragt werdet. Im Grunde erlischt oftmals das Interesse Eurer Kontakte sobald Eurer Status „offline“ zeigt. Mit echter Freundschaft hat das wenig zu tun. Interessant ist, wer „on“ ist.

Dabei ist es völlig irrelevant, ob ich Nutzer von VZ, Myspace, Facebook oder wem auch immer bin.

Die Erfahrungen sind die Gleichen. Alter oder Geschlecht spielen ebenfalls keine Rolle. Meine Tochter z.B. hat auf verschiedensten Portalen reichlich Freunde, wird „gekruschelt“, „angestubst“ oder welche Form der „Aufmerksamkeitserregung“ auch immer das jeweilige Portal bieten mag.

Dennoch schreibt Sie sich im Grunde nur mit den Personen, die Sie auch real kennt, mit denen Sie sich trifft.

Ein ähnliches Bild bietet Twitter. Ein Tweet ist einfach erstellt und verbreitet. Doch so schnell wie ich Informationen und Links verbreite, erreichen auch mich Tweets meiner Follower.

Nicht selten sind dies 50-100 pro Tag. Eine stattliche Anzahl. Bei 2000 statt 20 Followern kann man sich selbst die schier unübersichtliche Anzahl an Meldungen vorstellen!

So weit, so privat

Zum Glück gestaltet es sich im Businessbereich etwas anders. Ob nun Konzern oder Einzelunternehmer, die Möglichkeiten der Social Media Plattformen werden immer mehr erkannt und genutzt.

Wo sonst kann ich so unkompliziert mit dem Endkunden in Kontakt treten, meine Philosophie präsentieren oder auch Produkte vorstellen. Reaktionen, positiv und negativ erreichen mich schnell, auf Kritiken kann ich reagieren, Anregungen aufnehmen.

Eine gut konzipierte Social Media Kampagne nutzt verschiedenste Kanäle, wie Blog’s, Twitter, Facebook oder Xing, und sorgt in relativ kurzer Zeit für eine wesentlich höhere Akzeptanz bei Kunden und Geschäftspartnern bzw. steigert den Bekanntheitsgrad von Firma und deren Leistungsspektrum.

Eine erfahrene Social Media Agentur oder geschulte Marketingmitarbeiter sind neben einem durchdachten Konzept die Grundlage für erfolgreiche Social Media Aktivitäten.

Natürlich sollte ich mich offen zeigen, ehrlich und aufgeschlossen. Reine Werbung wird schnell erkannt und durch Desinteresse bestraft. Stattdessen kann man auf Mitmachaktionen setzen, User animieren und für regelmäßige Mithilfe auch belohnen. Das Mindeste ist es, sich für Feedback zu bedanken, auch für weniger zustimmende Wortmeldungen.

Zu beachten ist auch, den geneigten Leser und Besucher eben nicht mit Informationen zu überfrachten, sondern ein gutes Maß zu wahren. 1-3 Einträge je Woche und Kanal haben sich im Schnitt bewährt und werden positiv aufgenommen.

Wenn man zu Umfragen aufruft, Diskussionen anstößt, um Kommentare bittet, sind die Ergebnisse leider oft sehr verhalten. 95%  aller Netzwerknutzer sind eben vor allem Voyeur.

Web 2.0 lebt jedoch von Kommunikation, vom Austausch, vom „mitmachen“, vom aktiv sein!

Sehen Sie das ähnlich oder ganz anders? Schreiben Sie uns Ihre Meinung!


Über den Autor