Im „Haus der kleinen Forscher“

5. Dezember 2012, 11:52 Uhr,

Kitas spielen zweifellos eine wichtige Rolle bei der frühkindlichen Bildung und sind entscheidend für den richtigen Start ins Schulleben. Darum ist es nur folgerichtig bereits in diesem Alter die natürlich vorhandene Neu- und Wissbegier der Kinder zu unterstützen und fördern. Besonders gut gelingt das im folgenden Projekt.


Im „Haus der kleinen Forscher“

Unser Blog widmet sich dem Thema Bildung. Dies schließt alle Altersklassen ein und beginnt daher selbstverständlich im vorschulischen und kleinkindlichen Bereich. Schon öfter haben wir Euch sowohl hier als auch auf der Facebook-Fanpage auf Entwicklungen und Projekte dazu hingewiesen. Auch diesmal soll es um ein Projekt gehen, welches wir als spannend und wichtig betrachten.

 

Das „Haus der kleinen Forscher“ ist eine Stiftungsinitiative, die bundesweit seit einigen Jahren agiert und sich zum Ziel gesetzt hat, Forschung und Wissenschaft, bzw. die Begeisterung dafür, bereits bei den 3- bis 6-jährigen zu wecken. Ein löbliches Ziel, zu dessen Umsetzung sich Netzwerke aus Bildungseinrichtungen, Firmen, Einzelpersonen, Pädagogen usw. gebildet haben. Mehr als 200 Partner unterstützen den Gedanken aktiv und (zehn)tausende von Kitas vermitteln bereits jetzt die Ideen der Stiftung.

Grundlage der Initiative sind Arbeitsunterlagen, kleine Forschungs“projekte“ und Experimente mit „Aha“-Charakter, die den Jungen  und Mädchen auf spielerische Weise zeigen, besser gesagt die sie selbst erleben lassen, wie und warum manches funktioniert. Eine gewisse Einheitlichkeit wird erreicht, weil sich die Erzieher(innen) zum Thema fortbilden können, Workshops besuchen und auf Seminaren auch untereinander Ihre Erfahrungen teilen und weitergeben. Das engmaschige Netzwerk sorgt dafür, dass Schulungen vor Ort oder in erreichbarer Nähe abgehalten werden und die ganzen Aktionen auch bezahlbar sind und bleiben.

Forschungseinrichtungen und Unternehmen wirken als Unterstützer, Vereine, Verwaltungen und Gemeinden sowie Träger als Organisatoren und Eltern oder Privatpersonen als Paten mit. Auf diese Art kann sich jeder in den Prozesse einbringen und die Initiative als Ganzes oder aber lokal eine Kita der Region ganz konkret fördern.

 

Die IHK Halle-Dessau ist seit 3,5 Jahren als Netzwerkpartner für den Kammerbereich (Süden Sachsen-Anhalts) aktiv und kann seither auf einige Erfolge verweisen. So gelang es bisher 1300 Erzieherfachkräfte zu schulen und bestens vorzubereiten. Knapp jede dritte der fast 1000 Einrichtungen der Region hat bereits am Programm teilgenommen. Regelmäßig werden besonders aktive oder im Sinne der Initiative erfolgreiche Kitas ausgezeichnet, erhalten Ehrenplakette und Urkunde und können sich dann mit Recht und Stolz „Haus der kleinen Forscher“ nennen.

Um der Aktion den passenden feierlichen Rahmen zu geben, wurden die Auszeichnungen in den Räumen der IHK vor viel Publikum und versammelter Presse vorgenommen. Wegen knapper Personaldecke konnten leider nicht alle Preisträger anwesend sein. Daher ließ es sich Frau Dr. Danek (IHK Geschäftsführerin für Aus- und Weiterbildung) nicht nehmen, den betroffenen Einrichtungen einen persönlichen Besuch abzustatten. Wir nutzten die Gelegenheit und waren in Muldestausee/ OT Burgkemnitz, bei der Kita „Eichhörnchen“ mit dabei.

Burgkemnitz liegt idyllisch inmitten der Dübener Heide und die Baumreihen grenzen direkt an die Kita. Deren Name ist wirklich passend gewählt, denn sowohl auf dem abgegrenzten Außengelände als auch bei den ausgedehnten Waldspazier- du Erlebnisgängen treffen die Kleinen sicherlich sehr oft auf Ihren Namensgeber.

 

9 Uhr morgens trafen wir ein, wurden zum Büro geleitet und reihten uns dort in die Runde der Anwesenden ein. Neben der Leiterin Frau Petzold waren noch Frau Dr. Danek, Sven Gückel (freier Fotograf und tätig für die IHK), ein Reporter der Mitteldeutschen Zeitung und ein Team des RBW Regionalfernsehen vor Ort. Wir hatten Gelegenheit Fragen zur Einrichtung zu stellen, uns mit Frau Danek auszutauschen und erste Fotos zu machen. Leider empfing man uns auch gleicher mit einer Hiobsbotschaft, denn auf Nachfrage hatten sich die Eltern einiger Kinder kurzfristig dann doch dagegen entschieden, Ihre Kinder fotografieren und später diese Bilder mit einem Online-Artikel verknüpfen zu lassen. Enttäuschend, nicht nur für diesen Beitrag, sondern auch die anderen Presseleute. Bis auf offizielle Fotos der IHK, die aber auch nur in deren gedrucktem Magazin erscheinen dürfen, mussten wir statt auf leuchtender Kinderaugen und sichtbarerer Begeisterung auf einige Stillleben, die Kita selbst und die Übergabe beschränken. Schade.

Wir ließen uns davon jedoch den Tag nicht verderben und machten in der Gruppe eine kleine „Rundreise“, von klein nach groß. Es war sicherlich etwas Neues für die Kinder sich von so vielen fremden Erwachsenen beim Spielen zusehen zu lassen. Doch je älter, umso mutiger und mitteilungsfreudiger wurden die Kinder. Jede Gruppe hatte ein kleines Experiment vorbereitet und so zeigte man uns schüchtern, übersprühend, ruhig, temperamentvoll, konzentriert oder völlig cool, sich selbst aufblasende Luftballons, statische Aufladung, verfärbendes Wasser, Fingerringe etc. Man brauchte nur in die Gesichter zu schauen und den Kleinen zuzuhören, um zu sehen, hören, spüren, wie viel Freude Ihnen die ersten Berührungen mit dem Thema Wissenschaft machten.

 

Voller Stolz zeigte man uns die kleine Werkstatt, in der gehämmert, gefeilt und gesägt, aber auch gemalt, geschnitten und gestempelt werden darf. Sogar eine richtige Werkbank gibt es. Die Kinder halten sich dabei problemlos an aufgestellte Regeln, werkeln nie ohne Schutzhelm und –brille, rennen nicht und achten aufeinander. Damit sind solche Tätigkeiten, aber auch das Erforschen der Natur (z.B. mit der Lupe), ideal geeignet um soziale Kompetenten auszuprägen, als Team zusammenarbeiten zu lernen, voneinander abzuschauen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Dies klappt vor allem bei den größeren Gruppen richtig gut.

Doch trotz der vielen positiven Eindrücke, zeigten sich auch in dieser Kita typische Probleme. So sind die 4 Gruppen mit teils 15 Kindern/ Erzieherin deutlich überbelegt. In Muldenstein selbst musste die Kita wegen Baumängeln geschlossen werden, daher wurden deren Schutzbefohlene zusätzlich in Burgkemnitz untergebracht. Man kann sich sicher leicht vorstellen, wie schwierig es für die Pädagoginnen ist, unter diesen Umständen gleichermaßen für alle da zu sein, den Tagesablauf einzuhalten und zusätzliche Projekte und Ideen umzusetzen. Da es vielen Einrichtungen ähnlich geht und nicht nur ein chronischer Mangel an Kita-Plätzen, sondern auch an ausreichend viel geschultem Personal herrscht, sollte man dringend(!) benötigte Gelder bereitstellen. Ansonsten, so befürchte ich, verpuffen auch die besten Aktionen mangels Personal, Platz- oder organisatorischer Möglichkeiten. Und das wäre doch schade, schließlich soll es bald noch viele weitere „Häuser der kleinen Forscher“ geben.


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