Arbeitsladen Leipziger Osten

26. September 2013, 12:41 Uhr,

Gebildet, motiviert, arbeitssuchend, aber dennnoch ohne Chance? Ein ganz besonderes Stadtteilentwicklungsprojekt – kurz vorgestellt.


Arbeitsladen Leipziger Osten

Der Arbeitsladen Leipziger Osten ist eine von zwei derartigen Einrichtungen in Leipzig. Jeweils inmitten der sozialen Brennpunkte der Stadt (Osten und Grünau) gelegen, kümmert sich ein Kompetenzteam um die Verknüpfung lokaler Unternehmen und der arbeitssuchenden Stadtteilbevölkerung. Eine Reportage von Mathias Schulze.

 

An den Wänden im Arbeitsladen Leipziger Osten hängt Kunst, die auf die Messestadt verweist. Die Räumlichkeiten am Torgauer Platz 2 sind in warmen Farben gestaltet und Zitate berühmter Geistesgrößen vermitteln Vertrauen und Zuversicht. Der Teamleiter Frank Gabel, Soziologe mit langjährigen Erfahrungen in der Arbeitsmarktforschung und Agentur für Arbeit, und Susann Gebauer, Personalberaterin und studierte Sozialpädagogin, verstehen sich als Vermittler: „Durch unsere bisherige Berufserfahrung können wir hinter die Kulissen schauen, kennen den lokalen Arbeitsmarkt und wissen, was Arbeitgeber brauchen und über welche Voraussetzungen Arbeitssuchende verfügen müssen. Wir sind praktisch Dolmetscher, sprechen die Sprache beider Parteien.“ Gabel und Gebauer gehören zum fünfköpfigen Team des Arbeitsladens Leipziger Osten. Sie bieten den Stadtteilbewohnern im Leipziger Osten kompetente Beratung und individuelle Unterstützung: „So können wir beispielsweise den Prozess der Jobsuche aktiv begleiten, Existenzgründer konkret bei der Umsetzung Ihrer Ideen unterstützen oder auch ihre Ideen hinterfragen. Wir berücksichtigen die persönliche Situation jedes Einzelnen, lassen Hindernisse nicht außer Betracht, legen das Augenmerk jedoch auf die individuellen Ressourcen und Potentiale.“ 

Die Menschen, die den Arbeitsladen aufsuchen, sind motiviert und stehen oftmals am Beginn einer beruflichen (Neu-) Orientierung. Nicht selten wird mit diesem ersten Schritt der Grundstein einer langfristigen beruflichen Perspektive gelegt. Dass es einer zusätzlichen Anlaufstelle für Jobsuchende im Stadtviertel bedarf, belegen die täglichen Besucherströme. Vom ersten Kontakt mit dem Arbeitsladenmanager Stefan Schlüter über den Fallmanager bis hin zur Personalberaterin sind es wenige Schritte, man arbeitet Hand in Hand, ergänzt sich optimal. Das Bild des Arbeitsladens wird auch durch die Profilings und Kompetenztests von Bruno Lejsek und dem Psychologen Kay Hemmerling geprägt. Hemmerling erklärt: „Mit unserem Ansatz zielen wir beispielsweise auf die Stärkung der Urteils- und Diskursfähigkeit des Einzelnen. Sie ist eine zentrale Schlüsselfähigkeit, um den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt begegnen zu können.“ Auch für Gespräche zu Konflikten in der Arbeitswelt oder zu einer beruflichen Neuorientierung steht Kay Hemmerling schnell zur Verfügung.

Die Unternehmen im Stadtteil werden persönlich aufgesucht. Für Außenstehende mögen manche Anfragen von Unternehmen unscheinbar wirken („Was muss ich alles beachten, wenn ein Schüler einen Ferienjob in meinem Unternehmen machen möchte? Muss ich irgendwas anmelden?“), doch ihre Beantwortung ist entscheidend. Das Arbeitsladenteam berät an diesen Stellen unkompliziert, unbürokratisch und kompetent. Zudem gibt es verschiedene, stets kostenfreie, Veranstaltungen. So startet am 7. Oktober ein Kurs zum Thema „Selbstmotivation und Stressmanagement für das Arbeitsleben“. Im Rahmen des Kulturprogramms Ostlichter findet am 26. September ein Filmabend mit dem Netzwerk erwerbssuchender Akademiker statt. Als Netzwerker kennt Bruno Lejsek auch die Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Künstlern und Kreativen. Er bietet zusätzlich mit der DAA-Medienwerkstatt eine Anlauf- und Begegnungsstätte für lokale (Lebens-) Künstler an. Durch seine breit aufgestellten Kontakte wird die Medienwerkstatt regelmäßig auch Ort von Vernissagen und Finissagen, die ihre Fortführung im Arbeitsladen finden. Das Projekt des Arbeitsladen Leipziger Osten wird aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union, aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie aus Mitteln der Stadt Leipzig gefördert und ist bis zum 31. Oktober 2014 befristet. Ein Anschlussprojekt ist noch offen. Dass der Service gebraucht wird, ist unbestritten. Nähere Informationen können unter www.neue-arbeit-leipzig.de eingeholt werden.


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